Im Rahmen der Lehrveranstaltung “Avionik-Entwurf und Modellierung” im Studiengang Elektro- und Luftfahrttechnik hatte eine studentische Projektgruppe der Hochschule RheinMain am 16. Mai 2025 die Gelegenheit, ein flugfähiges Messsystem unter realen Bedingungen zu testen. Dabei geht es um die hochfrequente Messung und Aufzeichnung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck zusammen mit der exakten Position.
Hintergrund ist die Fragestellung, ob der Auftrieb der aufsteigenden Luftmasse vorrangig durch Temperaturunterschiede oder durch Feuchteunterschiede genährt wird. In diesem Projekt arbeitet die HSRM seit einiger Zeit mit der Akaflieg Frankfurt, der studentischen Segelfliegergruppe der Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammen.
Der Flugtag mit der Akaflieg fand auf dem Segelflugplatz in Ziegenhain (Nordhessen) statt. Das luftfahrttechnische Projekt wurde betreut von Studiengangsleiter Prof. Dr. Martin Müller, der die Gruppe vor Ort unterstützte.
Ziel des Flugtags war die Erprobung des weiterentwickelten Messsystems. Die aktuelle Projektgruppe, bestehend aus Milena Herr, Tim Mares und Nils Stengel, konzentrierte sich dabei insbesondere auf die Kalibrierung und Verbesserung der Software, um die Genauigkeit der erfassten atmosphärischen Daten deutlich zu erhöhen.
Vom Studienprojekt in die Praxis
Die Messapparatur basiert auf einem Arduino Giga R1, mit dem Daten zu statischem Druck, Gesamtdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und GPS-Position erfasst werden. Alle Messwerte werden auf einem Display live angezeigt und gleichzeitig auf einem USB-Stick zur späteren Auswertung gespeichert. Die Umstellung vom ursprünglichen Mikrocontroller MSP430 auf die neue Plattform erfolgte bereits im Vorfeld durch Nicolas Hecker im Rahmen eines früheren Projekts.
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Projektarbeit lag in der Software. Der Code wurde so erweitert, dass der Drucksensor zu Beginn automatisch kalibriert wird. Zusätzlich kann der aktuelle QNH-Wert manuell eingegeben werden. So lässt sich die Höhe über dem Meeresspiegel präzise berechnen.
Erster zertifizierter Flug
Die am 16. Mai durchgeführten Flüge in einem Segelflugzeug vom Typ ASK-21 stellten den ersten offiziellen Einsatz des Messsystems mit luftfahrtrechtlicher Zulassung dar. Im Rahmen einer früheren Bachelorarbeit im Maschinenbau wurde für die Messapparatur eine ergänzende Musterzulassung („minor change“) bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) beantragt und genehmigt. Dadurch ist die Mitführung des Systems im regulären Flugbetrieb offiziell erlaubt. Die Messapparatur wurde erfolgreich an Bord integriert und konnte bei mehreren Flügen Daten aufzeichnen.
Segelfliegen zum ersten Mal
Nicht nur für das Projektteam war der Tag ein besonderes Erlebnis. Auch alle mitgereisten Studierenden hatten die Möglichkeit, selbst im Segelflugzeug mitzufliegen. Für viele war es der erste Kontakt mit dem Segelflug, entsprechend groß war die Begeisterung.
„Ich hätte nie gedacht, dass Fliegen sich so leicht und gleichzeitig so intensiv anfühlen kann. Es war einfach richtig schön, ich würde sofort wieder mitfliegen“, berichtet Berfin Cuban begeistert nach ihrer Landung.
Ausblick
Die erfassten Daten werden nun ausgewertet. Ziel ist es, den Einfluss von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf das Steigverhalten des Segelflugzeugs besser zu verstehen. Damit leistet das Projekt einen spannenden Beitrag zur angewandten Luftfahrtforschung an der Hochschule RheinMain.