CLARA DRASKOCZY ÜBER IHR AUSLANDSSEMESTER IN ISTANBUL

Clara Draskoczy studiert an der Hochschule RheinMain (HSRM) im Masterstudiengang Media & Design Management. Nachdem sie bereits in ihrem Bachelorstudium ein Semester in Bangkok verbracht hatte, entschied sie sich in ihrem Masterstudium für ein weiteres Auslandssemester, diesmal in Istanbul. „Ich habe schon so viel Tolles über die Stadt gehört. Mich hat das Zusammentreffen von Kultur, Geschichte und der Kontinente Europa und Asien gereizt und ich fand die Vorstellung schön, am Meer zu wohnen“, erklärt sie die Auswahl ihres Reiseziels.

Neue Eindrücke an der Kadir Has-Universität

Fünf Monate lang tauschte Clara Draskoczy den Wiesbadener Campus Unter den Eichen gegen die türkische Kadir Has-Universität. „Die Universität liegt direkt am goldenen Horn, einem Meeresarm am Bosporus. Sie ist sehr modern ausgestattet, verfügt über eine bildschöne Bibliothek und die Mitarbeiter:innen sind sehr hilfsbereit. Besonders begeistert haben mich der Kurs ‚Social Theory‘, der ein Exkurs aus meinem eigentlichen Studienfach war, und der Professor, der ihn gehalten hat – ein sehr bekannter türkischer Philosoph. Er hat mir eine völlig neue Welt offenbart und mich mit seiner emphatischen und humorvollen Art von den Kursinhalten begeistert, insbesondere von den Theorien des Soziologen Zygmunt Bauman, dessen Schüler er war. Ich hatte noch nie so viel Spaß daran, ein Essay zu schreiben. Für diese Erfahrung bin ich meinem Professor sehr dankbar“, berichtet Draskoczy von ihren akademischen Erfahrungen. Darüber hinaus erhielt sie die Möglichkeit, den internationalen Instagram-Account ihrer Gasthochschule zu übernehmen. „In Form von Bildern und Videos konnte ich meine Eindrücke dort teilen und habe viel Zuspruch dafür bekommen“, erzählt sie.

Unvergessliche Erlebnisse zwischen den Kontinenten

Während ihrer Zeit in Istanbul lebte Draskoczy in Kadiköy auf der asiatischen Seite der Stadt, während ihre Gastuniversität auf der europäischen Seite liegt. „Fast täglich habe ich so die Kontinente gewechselt. Kaum eine Fährfahrt ist dabei vergangen, ohne dass ich gestaunt und viele Fotos gemacht habe. Ein paar Mal habe ich sogar Delfine gesehen“, berichtet sie begeistert. Sowohl an Istanbul, als auch an der gesamten Türkei habe sie vor allem die Diversität begeistert: „Es gibt schier unendliche Möglichkeiten, man bräuchte Jahre, um alles zu sehen. Die Menschen sind sehr sozial, sie treffen sich häufig auf einen Çay, sitzen draußen in Cafés – sogar im Winter. Das war ein schöner Kontrast zu Deutschland. Alle sind so freundlich und herzlich. Meine türkischen Kommiliton:innen waren alle sehr modern und liberal eingestellt, mit ihnen konnte ich auch sehr gut über politische Themen sprechen.“

Gute Studien- und Reisebedingungen trotz Corona

Durch die Corona-Maßnahmen sei ihre Auslandserfahrung nicht geschmälert worden, so Draskoczy. Neben Impfnachweis und einer Maskenpflicht in Innenräumen habe es während ihres Aufenthalts keine Einschränkungen gegeben. „Die Universität durfte man nur geimpft oder mit einem aktuellen PCR-Test betreten. Die meisten meiner Veranstaltungen habe ich aber ohnehin online besucht“, erzählt sie. Herausforderungen seien eher das Sammeln aller nötigen Dokumente zu Beginn und die Anmeldung zu den Kursen gewesen: „Ich glaube, darauf sollte man sich einfach einstellen, das war auch in meinem ersten Auslandssemester der Fall. Andere Länder sind einfach nicht so gut organisiert wie Deutschland, aber am Ende klappt doch immer alles – das ist eine erfrischende Erkenntnis.“

Auch das Reisen und Erkunden war Clara Draskoczy in vollem Umfang möglich. Neben drei durch das Erasmus-Netzwerk organisierten Ausflügen nach Kappadokien, Antalya und Bursa/Eskişehir unternahm sie private Trips nach Antalya und Izmir sowie eine zehntägige Reise in das Nachbarland Georgien zum Abschluss ihres Auslandssemesters. In Istanbul besuchte sie zahlreiche vor der Stadt gelegene Inseln und das Schwarze Meer, viele Moscheen, Stadtbezirke, Bars, Cafés und Restaurants. „Ich habe das Essen dort geliebt und hatte als Vegetarierin nie Probleme, etwas zu finden. Meine Favoriten waren Linsensuppe, Menemen (eine Eierspeise mit Gemüse), Mantı (türkische Teigtaschen) und Künefe (eine Süßspeise mit Engelshaar). Auch jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, besuche ich gerne türkische Restaurants“, schwärmt sie.

Strandparty und Schnee am Bosporus

Nicht nur in verschiedenen Städten, sondern auch in den unterschiedlichen Jahreszeiten konnte Clara Draskoczy besondere Erlebnisse sammeln: „In Antalya haben wir die letzten Sommertage genossen, waren im Sonnenaufgang schwimmen, haben eine Wildwasser-Rafting-Tour gemacht, bei einem Lagerfeuer am Strand getanzt und nachts gebadet. Wir konnten viel gemeinsam feiern – inklusive einer 18-stündigen Busfahrt mit Karaoke, Panne und Linsensuppe um vier Uhr nachts. In Istanbul habe ich im Januar dann den stärksten Schneefall erlebt, den es dort seit 20 Jahren gab. Am Bosporus, vor der Brücke, die Europa und Asien verbindet, habe ich einen Schneemann gebaut. Ein Freund und ich haben uns spontan ein Auto gemietet und sind zum Uludağ, einem Berg in der Nähe von Istanbul, gereist, um dort Ski zu fahren.“

Der wichtigste Aspekt seien allerdings nicht die vielen Orte und Sehenswürdigkeiten gewesen, die Draskoczy erleben durfte, sondern die Begegnungen mit Menschen: „All die Orte waren toll, doch am schönsten war, die Zeit mit den vielen Leuten zu verbringen, die ich in der Türkei kennengelernt habe. Sie kamen von überall her und die meisten waren sehr offen und wertschätzend, ich konnte viel Neues lernen. Meinen 24. Geburtstag habe ich mit 24 Personen in einer Weinbar in Istanbul gefeiert, wo wir bis tief in die Nacht getanzt haben. Gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin und einigen nichtchristlichen Freunden habe ich sogar Weihnachten gefeiert, bei einem Dinner mit selbstgemachten gebrannten Mandeln und Christstollen.“

„Für mein Leben nachhaltig geprägt“

Anderen Studierenden, die ein Auslandssemester in Erwägung ziehen, rät Clara Draskoczy: „Traut euch! Lasst euch auf die Kultur ein und begegnet allen Menschen offen. Versucht, euch auf andere Einstellungen einzulassen und einander zu verstehen. Verbringt die Zeit nicht nur mit Menschen aus eurem Heimatland.“ Das Auslandsstudium würde sie nach ihren Erfahrungen in Bangkok und Istanbul jederzeit weiterempfehlen: „Wer kein Auslandssemester macht, verpasst das Beste, was man als Student:in erleben kann. Wenn ich könnte, würde ich alles noch einmal genauso machen. Meine fünf Monate in der Türkei haben mich für mein Leben nachhaltig geprägt.“