Nachhaltiges Pendeln in der Rhein-Main-Region

© PendelLabor/ ISOE

Kontaktbeschränkungen und Home-Office-Verordnungen haben den Pendelverkehr in der Corona-Zeit deutlich verringert. Die Rückkehr an den Arbeitsort könnte jetzt allerdings eine Fortsetzung des Trends bedeuten, der sich vor Beginn der Pandemie abgezeichnet hat: ein stetig wachsendes Pendelaufkommen. Im Jahr 2016 pendelte bereits über die Hälfte der 41 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland über die Gemeindegrenze hinweg zwischen Wohn- und Arbeitsort. "Diese hohe und steigende Pendelaktivität hat individuelle und gesellschaftliche Auswirkungen – auf Gesundheit, Lebensqualität und Ökologie", so Prof. Dr. André Bruns, Professor für Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung an der Hochschule RheinMain (HSRM). Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Praxispartnerinnen und Praxispartnern untersucht deshalb im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts "PendelLabor" am Beispiel Region Frankfurt-Rhein-Main, wie Pendeln zwischen Arbeitsstätte und Wohnort nachhaltiger gestaltet werden und einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten kann. Geleitet wird das Forschungsteam vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main. Außerdem daran beteiligt sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Praxispartner und Praxispartnerinnen des Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen der HSRM, der Technischen Universität Dortmund, der ivm GmbH sowie des Regionalverbands FrankfurtRheinMain und der Stadt Frankfurt.

Erster Forschungsstand zur Pendelmobilität

In einem ersten Schritt hat das Forschungsteam den aktuellen Forschungsstand zu relevanten Einflussfaktoren auf das Pendeln zusammengeführt. Berücksichtigt wurden dabei raum- und arbeitsstrukturelle Rahmenbedingungen, gegenwärtige Mobilitätsangebote und -dienstleistungen sowie Auswirkungen des Pendelns. "Wir sehen, dass Pendeln für die Betroffenen nicht nur die bloße Distanzüberwindung zwischen Wohnort und Arbeitsort bedeutet. Vielmehr markiert das Pendeln den Übergang zwischen Arbeits- und Privatsphäre. Deswegen sind viele Faktoren relevant, etwa die Wohn- und Haushaltskonstellation bis hin zur Arbeitssituation und die topografisch-räumliche Situation", erklärt Jutta Deffner (ISOE), die das Projekt koordiniert. Die dazu nun vorliegenden Zwischenergebnisse bilden die Grundlage für weitere Phasen des PendelLabors.

Praktische Lösungen vor Ort entwickeln

Im weiteren Verlauf des Projekts will das Forschungsteam gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus ausgewählten Kommunen in der Rhein-Main-Region experimentelle Ansätze für den Pendelverkehr entwickeln. Die vielversprechendsten Maßnahmen sollen anschließend modellhaft von Pendlerinnen und Pendlern vor Ort erprobt werden. Dabei werden nicht nur verkehrliche Maßnahmen wie verbesserte Anbindungen oder Radabstellanlagen an Bahnhöfen und Arbeitsstätten, sondern auch alternative Arbeitszeitmodelle und Co-Working-Bereiche in den Wohnorten in den Diskurs einbezogen. Um die Potenziale der verschiedenen Lösungsmöglichkeiten abzuwägen, finden digitale Dialoge mit verschiedenen Anspruchsgruppen statt. Den Auftakt bildete eine Diskussion des Projektteams mit den Projektpartnern Stadt Frankfurt und Regionalverband FrankfurtRheinMain zu den Bedürfnissen und Erwartungen an eine nachhaltige Pendelmobilität.

Das Team der HSRM ist insbesondere dafür zuständig, die Ergebnisse des praktischen Feldexperiments auszuwerten. In einem mehrstufigen Verfahren werden mögliche Wirkungen der implementierten Maßnahmen abgeschätzt. Auf diese Weise sollen die am Beispiel der Region Frankfurt-Rhein-Main ermittelten Erkenntnisse nach Ende der dreijährigen Projektlaufzeit im Herbst 2023 zukünftig auch über die Region hinaus zu einer nachhaltigen Pendlermobilität beitragen.