Nachhaltige Mobilität in Pilotgebieten des Sozialen Wohnungsbaus

(v.l.) Ulrich Albersmeyer (NHW), Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Tobias Lochen (sigo GmbH) und Michael Kauderer (SC-Leiter) stellten das Lastenrad-Projekt in Wiesbaden vor. Foto: NHW / Annika List

(v.l.) Philipp Harter (sigo GmbH), Sina Jansohn und Holger Lack (beide NHW) nehmen die Lastenrad-Station in Frankfurt-Niederrad in Betrieb. Foto: NHW / Sabine Antonius

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) setzt verstärkt auf Elektromobilität – und baut in diesem Zuge ihr Angebot für ihre Mieter aus. In fünf Siedlungen – in der Adolf-Miersch-Siedlung in Frankfurt-Niederrad, in der Boskoopstraße in Frankfurt-Preungesheim, im Häherweg in Wiesbaden, in Kelsterbach auf der Mainhöhe und in Langen in der Südlichen Ringstraße – stehen künftig jeweils zwei elektrisch unterstützte Lastenräder des Anbieters sigo zur Verfügung. Die ersten beiden Stationen in Frankfurt-Niederrad und im Wiesbadener Häherweg wurden jetzt in Betrieb genommen. Das Angebot richtet sich nicht nur an Mieter der NHW, sondern an jede Person, die am Lastenrad-Sharing interessiert ist.

"Die Hochschule RheinMain ist in diesem Projekt für die wissenschaftliche Begleitung und die Evaluation verantwortlich", sagt Prof. Dr. André Bruns, Studiengangsleiter Mobilitätsmanagement an der HSRM. "Das Auto ist stark in unseren Alltagsroutinen verankert und der Besitz eines eigenen Autos stellt für viele ein wichtiges Statussymbol dar", so Prof. Dr. Bruns weiter. Geringe Haushaltsbudgets ließen zudem meist keinen Spielraum für den Erwerb zusätzlicher, investitionsintensiverer Verkehrsmittel wie Elektrofahrräder und Elektrolastenräder zu.

Attraktives und hochwertiges Angebot

Somit würden mit dem eigenen Pkw meist ein Großteil der anfallenden Fahrten durchgeführt, also auch jene, die eigentlich in einem optimalen Mobilitätsmix mit Pedelec oder anderen Mobilitätsangeboten sinnvoll abgedeckt werden könnten. "Mit der Schaffung der verschiedenen Sharing-Angebote wie E-Autos, Pedelecs, Lastenpedelecs sowie einer Fahrradabstellinfrastruktur sollen die Mieterinnen und Mieter in die Lage versetzt werden, ihren Mobilitätsbedarf in einer Mischung der verschiedenen Verkehrsmittel deutlich günstiger und umweltfreundlicher zu decken, ohne selbst investieren zu müssen", erklärt Prof. Dr. Bruns das Vorhaben. Die Produkte müssten hierzu zuerst einmal attraktiv und hochwertig sein, um ebenfalls einen Statuswert für die Nutzerinnen und Nutzer zu bieten.

"Im Zuge unserer Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir unseren Mietern sukzessive umweltfreundliche Mobilitätsangebote zur Verfügung stellen und sie dazu animieren, diese zu nutzen. Ich freue mich über jeden Mieter, der für einen Einkauf sein Auto stehen lässt und aufs Lastenrad steigt", sagt Holger Lack, der für Frankfurt zuständige Regionalcenterleiter der NHW. "Das Tolle daran ist, dass Buchung und Bezahlung ganz bequem auf digitalem Wege erfolgen“, ergänzt Ulrich Albersmeyer (Leiter RC Wiesbaden). "Die E-Lastenräder sind bequem über eine App buchbar. Die Nutzer zahlen 1,50 Euro pro Ausleihe und 1 Euro für jede halbe Stunde." Mit Kooperationspartner sigo arbeitet die NHW bereits in Darmstadt zusammen. "Für uns als junges Start-up ist es natürlich toll, einen renommierten Partner wie die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt an unserer Seite zu haben, der auf alternative Mobilitätsangebote setzt und offen dafür ist, neue Wege zu gehen", sagte Tobias Lochen von sigo.

Intensive Kommunikation

Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende überzeugte sich vor Ort von dem neuen Angebot und zeigte sich beeindruckt. "Wiesbaden ist ja gerade dabei, ein Mobilitätsleitbild zu erarbeiten und hat auch Entwicklungen wie die E-Mobilität im Fokus. Wir begrüßen jede Maßnahme, die dabei hilft, die Menschen von der Nutzung alternativer Mobilitätsangebote zu überzeugen." Um tatsächlich einen Verhaltenseffekt erreichen zu können, ist jedoch auch eine an die Zielgruppe angepasste Kommunikationsstrategie notwendig. Mit intensiver Kommunikation durch das Designinstitut Mobilität und Logistik der Hochschule für Gestaltung Offenbach sollen die neuen Angebote und ihr spezifischer Nutzen vermittelt werden. "Die Designforschung geht von den Bedürfnissen und Wünschen der Nutzenden aus. Entsprechend stehen die Mieterinnen und Mieter für uns im Mittelpunkt, sie wollen wir gezielt ansprechen", erläutert Prof. Dr. Kai Vöckler von der HfG Offenbach.

Die Maßnahmen werden mit 40 Prozent – insgesamt rund 350.000 Euro – im Rahmen Programms "Hessen ModellProjekte – Förderung der Elektromobilität" gefördert.