Leo Marose – StackFuel GmbH

Name: Leo Marose

Studiengang an der HSRM: Business Administration (BA)

Abschlussjahr: 2012

Unternehmen (Name): StackFuel GmbH

Gründungsdatum: Mai 2017

Kurzbeschreibung Produkt/Dienstleistung:
Die StackFuel GmbH wurde 2017 von Leo Marose und Stefan Berntheisel gegründet. StackFuel bietet Unternehmen aus der Industrie und Wirtschaft digitale Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme für Data Literacy (grundlegende Datenkompetenzen), Data Science und künstliche Intelligenz (KI) an. Zur Bewältigung der digitalen Transformation und der bevorstehenden Qualifikationslücke im Bereich Daten und KI unterstützt StackFuel Unternehmen, Mitarbeitende effektiv und effizient in zukünftige Jobrollen weiterzuentwickeln. Die innovativen Online-Trainings bieten Teilnehmenden eine moderne und flexible Lernerfahrung mit einer interaktiven und Cloud-basierten Lernumgebung, in der sie mit Industriedatensätzen selbstständig Algorithmen entwickeln. Mit namhaften Kunden wie Telefónica, Deutsche Bahn, Daimler, BMW, IAV oder Axel Springer, beschäftigt StackFuel mit Sitz in Berlin-Kreuzberg derzeit 25 Mitarbeitende.

Interview

  • Das Thema Start-ups generiert in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit – viele sprechen sogar von einem Hype. Ist es das tatsächlich oder was zeichnet die Start-up-Welt Deiner Meinung nach aus?

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass wir ganz am Anfang stehen. Unternehmertum und Start-ups werden in Deutschland zwar immer populärer, aber im Vergleich zum Ausland haben wir noch Aufholbedarf. Besonders beim Bild des „Unternehmers“ in der Öffentlichkeit ist man in Deutschland doch noch sehr konservativ und die wenigsten Schüler sagen bereits in Ihrer Jugend, dass sie einmal selbstständig sein wollen. Ein eigenes Unternehmen aufzubauen ist spannend und bereichernd zu gleich; ich kann es als attraktive Alternative zum Angestelltendasein empfehlen.

  • Du bist jetzt seit acht Jahren Selbstständiger. Kannst Du Dir vorstellen, wieder zurück zu gehen und als Angestellter zu arbeiten?

StackFuel ist bereits mein zweites Unternehmen. Davor habe ich das Online-Magazin BOXROX.com mitgegründet und war auch fast zwei Jahre als Freelancer im Bereich Online Marketing & Growth Hacking aktiv. Wenn ich noch einmal für ein Unternehmen arbeiten würde, dann müsste es eine Führungsposition in Kombination mit einer sehr spannenden Aufgabe sein, die mich wirklich reizt. Aktuell kann ich es mir als Karriereoption aber nicht vorstellen.

  • Wie kam es zu Deiner Gründung – warst Du schon immer ein „Gründergeist“ oder hat sich das mit der Zeit erst entwickelt?

Zusammen mit Stefan Berntheisel, der damals an der HSRM Informatik studiert hat, habe ich direkt nach dem Studium angefangen, BOXROX.com aufzubauen. Meinen ersten Schritt in die Welt der Start-ups habe ich allerdings noch kurz vor meiner Bachelorthesis in Hamburg gemacht. Der Investor Hanse Ventures hatte damals eine spannende „Entrepreneur-in-Residence“ Stelle ausgeschrieben, welche mich in einer Art Praktikum für Unternehmer in sechs Monaten gut vorbereitet hat. Richtiger Unternehmer wird man aber erst, wenn man wirklich selbst gründet und seine eigenen Projekte vorantreibt. Die letzten acht Jahre waren somit mein ganz persönlicher MBA in Entrepreneurship.

  • Welche Voraussetzungen muss eine Person Deiner Meinung nach mitbringen, um ein(e) erfolgreicher Gründer(in) zu werden?

Man sollte es wirklich wollen. Zu Gründen bedeutet meist auch erst mal ein Verzicht auf ein hohes Gehalt und es entsteht ein sehr hoher Zeitaufwand. Viele private zeitraubende Hobbys sind am Anfang eher schwierig einzubinden. Sobald das Unternehmen dann stabiler aufgestellt ist, funktioniert aber auch die Work-Life-Balance wieder. Bestimmte Voraussetzungen, also sogenannte Hard-Skills, sind meiner Meinung nach nicht nötig. Man muss willig sein, immer neue Sachen zu lernen und darf sich nicht zu schade für kleine operative Aufgaben sein, die man erst später delegieren kann. Man benötigt einiges an Durchhaltevermögen und muss von vorne herein damit rechnen, dass Sachen schief laufen. Wenn etwas Negatives passiert, sollte man das aber sehr schnell unter „aus Fehlern lernt man“ abschreiben und sich wieder auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

  • Wie wichtig ist ein gutes Team bzw. wo und wie hast Du Dein Team kennengelernt?

Mein Mitgründer Stefan und ich haben uns durch seine Lebensgefährtin kennengelernt, welche gemeinsam mit mir an der HSRM studiert hat. Ein gutes Team ist unglaublich wichtig, da einfach nicht jeder alles kann und man so von den Stärken des anderen profitieren kann. Ich bekomme immer wieder das Feedback von Sologründern, dass ihnen oft jemand zum Austausch oder zur Motivation fehlt, wenn es mal etwas härtere Zeiten gibt.

  • Du hast thematisch außerhalb Deines Studiengangs gegründet – welches für die Gründung nützliche Handwerkzeug hat Dir Dein Studiengang trotzdem mitgegeben beziehungsweise wo hast Du Dein Knowhow ansonsten gesammelt?

Als Geschäftsführer einer Firma sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse sehr wichtig. Da ich an der HSRM genau hierin ausgebildet wurde, konnte ich vieles, was ich dort gelernt habe, auch anwenden. Wichtig waren für mich aber auch immer Werkstudenten-Tätigkeiten, um die Theorie direkt in die Praxis umzusetzen.

  • Wenn Du an die Hochschule RheinMain zurückdenkst – was oder wer hatte Einfluss auf Deine Gründungsambitionen?

Ein wichtiger Schritt für meine Gründung waren damals tatsächlich die Auswahl der verschiedenen Schwerpunkte im Studium, die Möglichkeit eines Auslandssemesters sowie der Standort Wiesbaden, welcher es mir ermöglicht hat, eine gute Auswahl an Werkstudententätigkeiten zu finden. Am Ende des Studiums bin ich auch mit der Gründungsförderung in Kontakt gekommen und uns wurden sogar kostenlos Büroräume zum Testen der ersten Ideen zur Verfügung gestellt.

  • Was würdest Du Dir für die Hochschule RheinMain wünschen beziehungsweise von ihr erwarten?

Als ich da war, gab es noch nicht viel, das scheint sich ja heute zu ändern, daher würde ich sagen: So weiter machen und Formate wie dieses fördern. Dozenten oder Gastredner, die selbst Unternehmer sind, einbinden. Denn diese können zur Inspiration der Studenten beitragen.

  • Viele Startup-Interessierte zögern anfangs über ihre Idee zu sprechen, weil sie denken, die Idee würde geklaut werden? Wie war das bei dir?

Das halte ich für einen der größten Fehler überhaupt. Nur wenn man über die eigene Idee spricht, erhält man Feedback und einen Realitätscheck. Am Ende geht es nie nur um die Idee, sondern wie man im Gründer-Denglisch sagt, hauptsächlich um die „Execution“ sowie die Fähigkeit, das eigene Geschäftsmodell immer wieder so anzupassen, dass es am Markt angenommen wird und erfolgreich ist. Die Idee selbst bedeutet nicht sofort Erfolg.

  • Was würdest Du Startup-begeisterten Studierenden der Hochschule sonst noch raten, die selbst vor der Entscheidung stehen zu gründen?

Redet mit anderen Personen, die es bereits gemacht haben. Macht ein Praktikum bei einem Start-up oder einer Venture Capital Gesellschaft, die in Start-ups investiert. Belest euch oder hört Podcasts zu dem Thema. Wer Unternehmen werden will und Durchhaltevermögen besitzt, schafft es auch.

  • Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Dich/Euch aus?

Da wir im E-Learning Segment aktiv sind, steigt auf Kundenseite das Interesse, nun alle Schulungen online durchzuführen. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren durch die aktuelle Situation starken Zulauf erhalten werden. Wir freuen uns jedenfalls bereits auf die nächsten Abenteuer in den nächsten Jahren.