Verborgenes Wiesbaden

Aufnahmen vom Spiegelsaal des Walhalla © Projektteam „Verborgenes Wiesbaden“ | Hochschule RheinMain

Aufnahmen im Kurhaus Wiesbaden © Projektteam „Verborgenes Wiesbaden“ | Hochschule RheinMain

Screenshot des 3-D-Rundgangs durch den Salzbachkanal © Projektteam „Verborgenes Wiesbaden“ | Hochschule RheinMain

Ein Rundgang durch das ehemalige Kulturzentrum Walhalla? Eine Tour durch den Salzbachkanal unter der Wilhelmstraße? Ein Blick in das alte Krematorium des Südfriedhofs? Für Wiesbadener Bürger:innen oder Besucher:innen der hessischen Landeshauptstadt schwierig bis unmöglich. Damit das nicht so bleibt, haben Studierende des Studiengangs Media Management der Hochschule RheinMain neun solcher Orte mithilfe eines 3-D-Scanners digitalisiert. „Verborgenes Wiesbaden“ nennen sie ihr Projekt. Die eigens dafür entwickelte Website, auf der die Gebäude, Türme, Höhlen und Gänge in 3-D-Rundgängen virtuell besichtigt werden können, stellte das von Vertr.-Prof. Martin Kraft betreute Team am heutigen Freitag der Öffentlichkeit vor.

Wiesbadens Oberbürgermeister zeigte sich hellauf begeistert: „Ich habe vorab schon einen kurzen Einblick bekommen und war sofort fasziniert“, so Gert-Uwe Mende. „Die Ergebnisse sind sensationell!“ Zusätzlich stärke das Projekt die für ihn so wichtige Verbindung von Hochschule und Stadt. „Wir sind bereits auf einem guten Weg, die Hochschule in der Stadtgesellschaft noch sichtbarer zu machen. Daher freue ich mich über jedes Projekt, das einen Beitrag dazu leistet.“

Alle 20 Sekunden drei Meter weiter

Wie aufwendig die Digitalisierung war, wurde während der Präsentation durch das Projektteam deutlich. Alleine im Walhalla mit seinen sieben Stockwerken seien 230 einzelne Aufnahmepunkte im Abstand von drei Metern nötig gewesen, wie Tim Geier erklärte. An diese Punkte musste der 3-D-Scanner verschoben werden – alle 20 Sekunden. So lange benötigt die Spezialkamera für eine Runde um sich selbst „Dabei durften wir selbst natürlich nicht zu sehen sein und haben uns deshalb an den skurrilsten Stellen verstecken müssen“, erzählte Marie Schönlein. „Mit achteinhalb Stunden vor Ort war das unsere aufwändigste Produktion.“ Im Nachgang an die Begehung vor Ort lässt spezielle Software aus den Einzelaufnahmen virtuell begehbare 3-D-Räume entstehen, in denen an markante Stellen Infopunkte mit zusätzlichen Erläuterungen gesetzt werden können.

Neben der Landeshauptstadt, die für das Walhalla derzeit Restaurierungspläne erarbeitet, hat sich das Team auch mit anderen Partner:innen zusammengetan. Die städtische Entsorgungsbetriebe ELW beispielsweise öffneten den Studierenden den Eingang zum sogenannten Salzbachkanal, der sich unterhalb der Wilhelmstraße auf einer Länge von 2,6 km in beide Richtungen der Stadt erstreckt und das Wasser der vier Bäche Rambach, Schwarzbach, Wellritzbach und Kesselbach führt. Und in unmittelbarer Nähe zum Campus Unter den Eichen entstand mit Unterstützung des Stadtarchivs Wiesbaden ein digitales Abbild des ehemaligen Luftschutzbunkers, in dem sich nun eine KZ-Gedenkstätte befindet.

Instagram, Twitter und QR-Codes

Um ihr Projekt in der Stadtgesellschaft bekanntzumachen, hält das Team den Entstehungsprozess auf den Social-Media-Kanälen Instagram und Twitter fest und gewährt dort Einblicke hinter die Kulissen. Auf die Website und die 3-D-Rundgänge machen Flyer und Plakate mit QR-Codes aufmerksam, über die der direkte Zugang zum gewünschten Ort möglich ist. „Das Projekt weiter bekanntzumachen, wird eine der Aufgaben des nächsten Teams sein, das die Arbeit im kommenden Semester fortführt“, erläuterte Vertr.-Prof. Martin Kraft. „Zusätzlich werden auch weitere Orte in Wiesbaden digitalisiert.“