Aus dem Leben und Werk Christian von Schlözers

Dr. Brigitte Streich, Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik (mi.) und Dr. Martin Mayer auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Am Freitag fand im Rathaus Wiesbaden die Tagung „Werke und Tage Christian von Schlözers“ statt. Anlass der Veranstaltung war einerseits der 190. Todestag des Begründers der russischen Nationalökonomie, Historikers, Staatswissenschaftlers und Professors der Kaiserlichen Universität zu Moskau, andererseits die Entdeckung seiner Gelehrtenbibliothek in der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain in Wiesbaden. Organisiert wurde die Tagung von Dr. Martin Mayer, Leiter der Historischen Sammlungen der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain, und Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Professor für Medienwirtschaft im Fachbereich Design Informatik Medien der Hochschule RheinMain (HSRM) und promovierter Historiker.

Korrektur des Todesdatums

In seiner Einführung erklärte Prof. Dr. Dr. Moutchnik, wie es zur Entdeckung der Schriften von Schlözers gekommen war: Im Rahmen der Wirtschaftsprüfung musste Dr. Mayer eine Stichprobe von 30 zufällig ausgewählten Exemplaren der 140.000 Bände zählenden Historischen Sammlung zusammenstellen. In einer unscheinbaren Broschüre, die er in einem Halbledereinband aus dem Jahr 1831 fand, entdeckte Dr. Mayer dabei nie registrierte Schriften Christian von Schlözers. Zusammen mit Prof. Dr. Dr. Moutchnik, der aus Sankt Petersburg stammt und die russischen Passagen übersetzen konnte, recherchierte Dr. Mayer, dass Schlözer ab dem Frühjahr 1832 in Wiesbaden lebte und dort am 25. November 1832 im Gasthaus Zum Einhorn gestorben ist. Dadurch konnten die beiden Wissenschaftler die widersprüchlichen Angaben, die bisher zu seinem Tod kursierten, korrigieren.

Prof. Dr. Andreas Brensing, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit der Hochschule RheinMain, begrüßte nach diesen einleitenden Worten die Anwesenden der ersten historischen Tagung der Hochschule RheinMain und sagte: „Dass wir darüber hinaus Herz und Geist der Wissenschaft befeuern, die immer auch Brücken bauen kann, lässt gerade in diesen Tagen hoffen, dass von hier aus auch einmal eine Brücke hin zur Lomonossow-Universität Moskau gebaut werden könnte. In Zeiten des Friedens, nach dem wir uns alle sehnen.“ Auch die Leiterin der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain Dr. Marion Grabka hielt ein Grußwort und freute sich, dass die Anwesenden mit ihrem Besuch in Wiesbaden den Fund der Schriften Christian von Schlözers würdigten. Diese wurden komplett digitalisiert und können auf der Website der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain im Bereich „Kulturelles Erbe digital“ frei abgerufen werden.

Gedenktafel auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden

Anschließend sprach der Architekt Dirk Hoga über die Gedenktafel, die im Rahmen der Tagung auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden neben dem Eingangstor angebracht wurde. Dr. Mayer berichtete über die Umstände des Funds und gab detaillierte Einblicke in die Recherchearbeit. Über „Russland in Europa“ sprach Dr. Jan Kusber, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dr. Martin Peters hielt einen Vortrag zum Thema „Der Sohn des berühmten Schlözers: Christan von Schlözers Auseinandersetzung mit dem Werk des Historikers und Staatsrechtlers August Ludwig von Schlözer (1735-1809)“. Über „Christian von Schlözer in Deutschland (1826-1832)“ referierte Dr. Brigitte Streich, Leiterin a.D. des Stadtarchivs Wiesbaden. Dr. Thomas Weichel von der Stabsstelle „Wiesbadener Identität. Engagement. Bürgerbeteiligung“ beim Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden sprach über „Christian von Schlözer und Wiesbaden im Jahr 1832“ und Prof. Dr. Dr. Moutchnik schloss die Tagung mit einem Vortrag über „Christian von Schlözer im Internet (2022)“ ab.