Promovieren an der Hochschule RheinMain

Margarita Gutjar promoviert, um den Verkehr nachhaltig zu verändern

Margarita Gutjar (31) wohnt in Bad Kreuznach und promoviert in Wiesbaden an der Hochschule RheinMain (HSRM) im Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen. Ihre Promotion, die in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin im Bereich Verkehrswesen erfolgt, begann sie im August 2020. Sie forscht dazu im Projekt „Clever! Electric City Rüsselsheim“ im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Kowald. Zuvor studierte Gutjar an der Universität Mannheim den Bachelorstudiengang Soziologie mit dem Beifach Psychologie, anschließend absolvierte sie ihren Master an der Universität zu Köln im Studiengang Sociology and Social Research.

Wissen für Innovationen innerhalb der Gesellschaft

„Für die Promotion an der Hochschule RheinMain habe ich mich entschieden, weil ich gerne Anwendungsforschung betreiben wollte. Ich finde es nicht nur interessant, neues Wissen zu generieren, sondern auch den Aspekt, dass Erkenntnisse gesellschaftlich relevant angewendet werden,“ sagt Gutjar. Das Interesse am Nutzen ihrer Forschung lässt sich auch am Titel der Doktorarbeit deutlich erkennen: „Utility and perception of political bonus and malus factors to promote electric mobility in Germany“, auf Deutsch übersetzt: „Nutzen und Wahrnehmung politischer Bonus- und Malusfaktoren zur Förderung von Elektromobilität in Deutschland“.

In der Doktorarbeit untersucht Gutjar, welche Wirkung bestimmte Faktoren wie Preise für Sprit, Elektrizität an Ladesäulen und der Umweltbonus auf die Entscheidung eines Haushaltes für den Erwerb eines Pkw haben, also wann treffen Menschen den Entschluss, ihre Jahresfahrleistung zu reduzieren, einen bestehenden Pkw aus der Haushaltsflotte zu entfernen oder durch ein Elektroauto zu ersetzen? „Wir brauchen dringend die Dekarbonisierung des Verkehrs. Es interessiert mich deshalb besonders, inwiefern politische Preisgestaltungen notwendig sind, Haushalte zur Reduktion des Gebrauchs ihres Pkw zu motivieren“, erläutert Gutjar die Motivation ihrer Arbeit. Gefördert werden, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, unter anderem Elektroautos. Dazu untersucht Gutjar die Präferenzen der Menschen in Bezug auf die Gestaltung und Konfiguration von Ladesäulen. Die Promovendin nimmt außerdem sozialpsychologische Faktoren unter die Lupe, beispielsweise die persönliche Einstellung der Menschen zu Elektroautos.

Hoch gesteckte Ziele

Mit ihrer Arbeit möchte Gutjar gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben, die unter anderem durch politische Maßnahmen erfolgen können. Ihre Erkenntnisse liefern Handlungsempfehlungen beispielsweise für die Gestaltung der Spritpreise, der Elektrizitätspreise, dem Umweltbonus und den Preisen für den öffentlichen Verkehr. Empfehlungen für Kommunikationskampagnen hinsichtlich des Reduzierens der Jahresfahrleistung und dem Umstieg auf ein Elektrofahrzeug resultieren aus den Erkenntnissen der sozialpsychologischen Faktoren bezüglich der persönlichen Einstellung zu Elektroautos. Gutjar plädiert außerdem für eine homogene Gestaltung von Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, um die Zufriedenheit der Nutzer:innen zu erhöhen und Hemmnisse abzubauen. Sie möchte mit Hilfe ihrer umfassenden Forschung mit klaren Empfehlungen an die Politik langfristig die Mobilitätswende vorantreiben, das begeistere sie an ihrer Promotion.

Auch für die Zukunft plant Gutjar weiterhin wissenschaftlich tätig zu sein und strebt eine PostDoc-Position im Mobilitätsbereich an. „Ich würde mich allerdings in Zukunft gerne mehr mit dem öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad beschäftigen, da ich mich damit besser identifizieren kann“, so Gutjar. Sie spiele des Weiteren mit dem Gedanken, Beratungen für die Planung und Durchführung von sozialwissenschaftlichen Befragungen im Bereich Mobilität anzubieten.

Austausch ist der Schlüssel zum Erfolg

Anderen Promovierenden rät sie, ein Thema oder methodisches Vorgehen für sich zu finden, das anspornt und antreibt. Denn zur Promotion gehörten auch schwierige Phasen. Sie treibe vor allem die Begeisterung für analytische Methoden und der gesellschaftliche Beitrag ihrer Arbeit an. Der Austausch mit andern Promovierenden und Forschenden sei eine wichtige Chance, um sich nicht alleine den Kopf zu zerbrechen. Wertvolles Feedback und Motivation erhielt Gutjar auf Konferenzen, auf denen sie ihre Arbeit präsentierte. Der Austausch mit anderen Menschen bringe ihre Arbeit weiter voran. Zur Weiterentwicklung auf der persönlichen sowie fachlichen Ebene empfiehlt Gutjar einen Forschungsaufenthalt. „Ich habe mich während meines Forschungsaufenthalts an der University of Leeds innerhalb von kurzer Zeit methodisch stark weiterentwickelt. Entstanden ist daraus ebenfalls eine wertvolle langfristige Zusammenarbeit für gemeinsame Veröffentlichungen“, berichtet Gutjar.