Forschungsprojekt MoBudget

© Hessenagentur | Steffen Böttcher

Unternehmen sind zunehmend gefordert, ihren Beitrag zur Erreichung der deutschen und europäischen Klimaziele zu leisten. Ein wichtiges Handlungsfeld stellt dabei die berufsbedingte Mobilität dar, die insbesondere in Ballungsgebieten wie der Rhein-Main-Region für einen hohen Anteil der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Das in diesem Kontext für eine Optimierung erforderliche betriebliche Mobilitätsmanagement (BMM) befasst sich in den letzten Jahren verstärkt mit Mobilitätsbudgets. Erfolgreich eingesetzt können sie nicht nur die Nachhaltigkeit von Unternehmen verbessern, sondern auch maßgeblich zur Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen beitragen. Im Gegensatz zu einem klassischen Flottenmanagement bieten sie die Möglichkeit, im Rahmen eines festgelegten Kontingents an Kilometern, CO2-Ausstoß oder finanziellem Budget Arbeits- sowie private Wege mit Hilfe eines flexibleren, erweiterten Mobilitätsangebots zurückzulegen. Der Erfolg dieses Konzepts ist allerdings an verschiedene Bedingungen geknüpft. Ziel des Forschungsprojekts MoBudget ist es, die entsprechenden Faktoren zu identifizieren und ihre Auswirkungen auf das private und berufliche Mobilitätsverhalten sowie die Mitarbeiterzufriedenheit zu bewerten.

Beteiligt an diesem Forschungsvorhaben sind Wissenschaftler:innen der Hochschule RheinMain (HSRM) in Kooperation mit Driversity, einer Initiative der DB Vertrieb GmbH, dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V. sowie der Edinburgh Napier University. Das Projekt (HA-Projekt-Nr.: 1301/22-06) wird aus Mitteln des Landes Hessen und der HOLM-Förderung im Rahmen der Maßnahme „Innovationen im Bereich Logistik und Mobilität“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen gefördert.

Neue Mobilitätsträger für flexible Bedürfnisse

Obwohl immer mehr Unternehmen den hohen Stellenwert ihres BMM für eine erfolgreiche Mobilitätswende erkennen, finden Mobilitätsbudgets in der Unternehmenspraxis bislang noch wenig Zuspruch. Klassische Firmenwagen- und Reisemanagement-Modelle greifen jedoch zu kurz, da sie CO2-arme Mobilitätsträger wie beispielsweise den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder Pedelecs nicht oder nur unzureichend integrieren. „Dass Mobilitätsbudgets in der Unternehmenspraxis bislang nur zögerlich eingesetzt werden, überrascht“, erklärt Prof. Dr. Tobias Heußler, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der HSRM, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Kowald und Prof. Dr. André Bruns betreut. „Mit ihrem Ansatz, Mitarbeitermobilität stärker auf individuelle und kurzfristige Bedürfnisse auszurichten, begünstigen sie nicht nur ein ressourcenschonenderes Verhalten, sondern können auch zu einer höheren Kosteneffizienz führen.“ Auch in der Forschung spiegele sich diese Zurückhaltung wider, obwohl sich bereits abzeichne, dass moderne Mobilitätsangebote sich weg vom eigentumsbezogenen Individualverkehr, hin zu einer Angebotskombination aus individualisierter und öffentlicher Mobilität mit innovativen Plattformen, Angeboten und Sharing-Formaten entwickeln.

Mixed-Method-Ansatz schafft Orientierung

„Auf diesem Weg in eine neue Mobilität übernehmen Mobilitätsbudgets in gewisser Weise die Vorhut, das Interesse daran steigt“, so Prof. Dr. Heußler. Ziel des Forschungsprojekts MoBudget sei es deshalb, die Forschungslücke empirischer Studien, die das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen von Mobilitätsbudgets tiefgreifend analysieren, zu schließen, um dem BMM in der Konfiguration von Mobilitätsbudgets Orientierung zu bieten.

Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen die Forscher:innen einen Mixed-Method-Ansatz. Den Ausgangspunkt bilden dabei qualitative Methoden in Form von Tiefeninterviews und Fokusgruppen mit Mitarbeiter:innen, die Mobilitätsbudgets bereits nutzen oder dies beabsichtigen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden zudem unmittelbar mit den für das BMM Verantwortlichen (z. B. Flottenmanager, HR-Manager) reflektiert. Die im ersten Schritt identifizierten relevanten Parameter werden im Anschluss mit Hilfe quantitativer Verfahren unter Nicht-Nutzer:innen untersucht und validiert. Dabei werden Erfolgstreiber von Mobilitätsbudgets identifiziert und ihre Auswirkungen auf das private und berufliche Mobilitätsverhalten sowie die Mitarbeiterzufriedenheit bewertet.

„Die Ergebnisse des Projekts werden Unternehmen, Institutionen und öffentlichen Verwaltungen in der Rhein-Main-Region bei der Entwicklung, Gestaltung und Durchsetzung von Mobilitätsbudgets unterstützen. Sie sollen zu einer flexibleren, skalierbaren und bedarfsgerechten Mitarbeitermobilität führen. Damit können wir einen Beitrag dazu leisten, die Mobilitätswende messbar voran zu treiben“, freut sich Prof. Dr. Heußler.