Sonnenaufgang über dem Baumarkt

Entwurfsmodell eines Stadtblocks von Malin Patschke. © Malin Patschke.

Blick von der Dachterrasse auf die Wiesbadener Marktkirche. © Jerome Ernst

Entwurfsplan von Myriam Seufert. © Myriam Seufert

Querschnitt des Ensembles von Paul Kissler. © Paul Kissler

Frontansicht des Entwurfs von Ole Burandt. © Ole Burandt

Wiesbaden wächst. Aber wie wächst die Stadt, und vor allen Dingen: wo? Wie man Räume und Nachbarschaften auch in der Innenstadt entwickeln kann, das zeigen aktuell 37 Studierende der Hochschule RheinMain in ihren Bachelorarbeiten im Studiengang Architektur. Angesiedelt sind die entworfenen Gebäude auf einem Grundstück in der Langgasse, das jahrzehntelang verschiedene Kaufhäuser beherbergte und dessen Hauptgebäude seit mehreren Monaten leer steht – ein reales Beispiel als Projektionsfläche.

Eine Reihe der Studierenden hat mit ihren Abschlussarbeiten "echte Statements gesetzt", wie es Prof. Sascha Luippold nennt. Er sieht – genauso wie Prof. Volker Kleinekort – viele innovative Projekte, die als mögliche Stadtbausteine zum Diskurs anregen. "Solche Flächen zu gestalten hat ein Riesenpotenzial", so Luippold. Die zentrale Frage und Aufgabe war: "Was kann dieser Raum in Zukunft leisten?", so Prof. Joachim B. Kieferle. Und Vertr.-Prof. Isabella Leber, die ebenfalls zum Team der betreuenden Profs gehört, bringt es auf den Punkt: "Es geht darum, wie wir in Zukunft in Kernstädten leben wollen."

Der zukünftigen Architektin Malin Patschke geht es darum "auf relativ dichtem Raum Wohnraum für jedermann zu schaffen", der gekoppelt ist mit privaten oder gemeinschaftlichen Freiflächen. Die Auswahl der gewerblichen Nutzungen und das Hostel sollen dazu dienen die Kernstadt weiterhin zu beleben. In Ihrem Modell wird das Grundstück von einer neuen Straße zwischen Langgasse und Wagemannstraße geteilt und bricht damit den aktuellen Gebäudekomplex auf. Auch ihr Kommilitone Ole Burlandt will mit seinem Entwurf für einen Mix aus privaten Räumen und öffentlichen Plätzen sorgen und damit "neue Sichtweisen und Wahrnehmungen" bei den Menschen erzeugen.

Offenheit, Nachbarschaft, Heimat

Nachbarschaft und Heimat sind das Thema von Myriam Seufert. "Mit einem öffentlichen Innenraum will ich ein Gemeinschaftsgefühl bei Bewohnerinnen und Bewohnern erzeugen, aber auch einen Ort schaffen, der offen ist für Besucherinnen und Besucher von außen", so die Bachelorabsolventin, in deren Projekt zudem die transparenten Treppenräume in allen Gebäudeteilen herausstechen. Offen ist auch der Gebäudekomplex, den sich Jerome Ernst überlegt hat: "Auf der obersten Ebene kann man von einer Terrasse aus den Sonnenaufgang über der Marktkirche genießen, während im Erdgeschoss das Team des dortigen Baumarkts die DIY-Utensilien für städtische Heimwerkerinnen und Heimwerker in den Regalen ausrichtet." Ein hybrides Modell verfolgt auch Paul Kissler, der Co-Worker und Fitnessbegeisterte auf einer Ebene ansiedelt und sich in einer gemeinsamen Saft-Bar treffen lässt.

Alle studentischen Arbeiten zielen vornehmlich auf Wohnnutzungen und vereinen dies mit Freizeit und Gewerbe unter einem oder mehreren Dächern. Sie setzen Zeichen, wie man in Zukunft urbanes Leben in Wiesbaden gestalten und damit strategisch einen Teil der Innenstadt als lebendigen Wohnstandort entwickeln kann. "Das Wachstum der Stadt in der Stadt ist aus meiner Sicht der aktuell diskutierten Entwicklung an den Stadträndern vorzuziehen", so Kleinekort.