Die Deutschlandfunk-Sendung "Agenda" beleuchtete die Ursachen und Konsequenzen der Überschuldung in Deutschland sowie die politische Debatte um das geplante Schuldnerberatungsdienstegesetz (SchBGDG).
Prof. Dr. Herzog, die an der HSRM das Fachgebiet „Soziale Arbeit – Prekäre Lebensverhältnisse“ vertritt, brachte ihre langjährige Praxiserfahrung in die Expertenrunde ein.
Prävention: Wissen allein reicht nicht aus
Angestoßen durch die Forderung nach besserer Finanzbildung in Schulen, ordnete Prof. Dr. Herzog die Rolle der Prävention ein. Sie bestätigte die Wichtigkeit einer grundlegenden Finanzbildung, dämpfte jedoch überzogene Erwartungen:
„Gleichzeitig merken wir in der sozialen Arbeit, auch, dass man Wissen auf Vorrat nur begrenzt speichern kann. […] wir können eine Grundbildung sicherstellen, aber das, was es später im Leben braucht, das wird eine Daueraufgabe auch bleiben, auch weil sich diese Finanzprodukte und die Finanzwelt so hochdynamisch weiterentwickelt.“
Prof. Dr. Herzog differenzierte zudem zwischen Armutsschuldnern (die Schulden zum Überleben aufnehmen müssen) und Krisenschuldnern (die durch unverschuldete Lebensereignisse wie Krankheit oder Jobverlust in die Überschuldung geraten).
Einschätzung zum Schuldnerberatungsdienstegesetz (SchBGDG)
Prof. Dr. Herzog bewertete den Entwurf als einen Schritt in die richtige Richtung, sah jedoch – wie die anderen Experten – deutlichen Verbesserungsbedarf. Sie betonte die Notwendigkeit der Zugänglichkeit und eines Anspruchs auf Beratung, auch präventiv.
Hinsichtlich der Frist zur Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie bis Ende November zeigte sich Prof. Dr. Herzog optimistisch:
„Ich bin der Meinung, sie müssen es hinkriegen, das gelingt.“
Die Sendung, die auch die Perspektive kleiner Gläubiger und das Problem der fehlenden Gläubigerberatung beleuchtete, unterstrich die komplexen Herausforderungen der Schuldenproblematik, die weit über das individuelle Verhalten hinausgehen und dringender gesetzlicher sowie gesellschaftlicher Lösungen bedürfen.
Prof. Dr. Kerstin Herzog lehrt und forscht an der Hochschule RheinMain im Fachbereich Sozialwesen in Wiesbaden. Das vollständige Gespräch ist hier abrufbar.