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Vortrag "The Media Economy and its Unequal Impact on Vulnerable Communities: An Anthropological Case Study of India"

Mo. 17.11.2025 2025-11-17T00:00:00+01:00
16:30 - 17:30
Campus Unter den Eichen — Raum B1.001b
Media Economy India - Vortrag am 17.11.

Spannende Einblicke zum Thema Media Economy in Indien

Wir laden Sie herzlich ein zum Vortrag:

„The Media Economy and its Unequal Impact on Vulnerable Communities: An Anthropological Case Study of India“

Datum: 17. November
Uhrzeit: 16:00–17:30
Ort: Hochschule RheinMain, Campus Unter den Eichen — Raum B1.001b

Wir freuen uns auf spannende Einblicke in die Forschung von Frau Prof. Sumathi und auf eine angeregte Diskussion. 

Kurzbeschreibung zum Vortrag: 

Der Vortrag untersucht, wie Indiens zeitgenössische Medienökonomie — geprägt von digitalen Plattformen und zugleich verflochten mit traditionellen Rundfunksystemen — Verwundbarkeit in marginalisierten Gemeinschaften neu formt. Ausgehend von Ruth Benedicts Patterns of Culture (1934) werden Medienpraktiken als eingebettet in kulturelle Muster aus Verwandschaft, Moral, Normen, Verpflichtungen und Identität analysiert. Das Weiterleiten einer WhatsApp-Nachricht oder das Verbreiten eines Kurzvideos ist dabei nicht nur Information, sondern eine soziale Performance von Sorge, Wachsamkeit oder Zugehörigkeit. Gerüchte und Falschinformationen erscheinen so weniger als bloße Fehler denn als sinnstiftende Handlungen innerhalb von Vertrauens- und Reziprozitätssystemen.

Mithilfe zentraler anthropologischer Konzepte — Kultur als erlerntes Verhalten, soziale Struktur, Symbole und Bedeutung sowie das Verhältnis von individueller Handlung und kollektiven Normen — zeigt der Vortrag, wie digitale Viralität, algorithmische Verstärkung und vernakulare Fragmentierung mit langlebigen kulturellen Feldern wie Kaste, Geschlecht und Verwandtschaft interagieren und spezifische Risikopfade erzeugen. Ethnografische Empathie macht deutlich, dass Korrekturen oft nicht am Mangel an Information scheitern, sondern daran, dass sie Gesicht und soziale Bindungen bedrohen. Anhand von Fallstudien zu gerüchtegetriebenen Lynchmorden, der COVID-19-Migrationskrise, dem Karur-Gedränge und dem Kuki–Meitei-Konflikt wird dargelegt, wie Medieninfrastrukturen kulturelle Logiken verstärken und so Gewalt, Stigmatisierung und Vertreibung beschleunigen.

Der Vortrag plädiert für anthropologisch informierte Interventionen: Rumour-Response-Maßnahmen in Verwandtschaftsnetzwerke einzubetten, gesichtswahrende Korrekturen zu entwerfen und virale-resiliente öffentliche Protokolle zu entwickeln. Medien werden dabei nicht als extern betrachtet, sondern als Fortsetzung kultureller Muster — die Aufgabe ist, schädliche Inhalte nicht als Abweichung zu behandeln, sondern ihre Kohärenz mit kulturellen Logiken zu verstehen und zugleich Schutzmechanismen zu etablieren.

Über die Vortragende: 

Prof. S. Sumathi ist ausgewiesene Expertin der sozial-kulturellen Anthropologie (University of Madras, Chennai). Sie erhielt zahlreiche internationale und nationale Fellowships, u. a. das Fulbright Nehru Fellowship (USA), war Professorin an der Appalachian State University (North Carolina, USA), DAAD-Gastwissenschaftlerin an der Universität Passau (Deutschland) sowie Charles Wallace Fellow an der Queen’s University Belfast (Irland). Weitere Gastaufenthalte führten sie an die Universitäten Tours (Frankreich) und Johannes Gutenberg Mainz (wissenschaftliche Beratung). Für ihre angewandte Forschung zu indischen Gemeinschaftsstudien wurde sie mit dem Lifetime Achievement Award des United India Anthropological Forum beim World Anthropology Congress 2024 geehrt. Sie berät staatliche Einrichtungen (z. B. als Expertin für die „Appellant Vigilance Committee“ des Bundesstaats Tamil Nadu) und ihre empirischen Arbeiten wurden in gerichtlichen Entscheidungen des Madras High Court herangezogen. Aktuell ist sie Adjunct Professor, University of Madras, und wurde als Anthropology Expert für das National Jal Jeevan Mission, India Project (2025) nominiert. Zudem war sie indische Partnerin im internationalen Forschungsprojekt „AI FORA“ und leitete ein Stakeholder-Engagement-Projekt für das Tamil Nadu climate resilient urban development program (World Bank).

Zurzeit ist sie als Gastwissenschaftlerin an der Universität Mainz tätig.