9. Poetikdozentur: junge Autoren - Michael Lentz

Der Autor Michael Lentz hält im Wintersemester 2008/09 im Rahmen der "Poetikdozentur: junge Autoren" zwei Vorlesungen an der Fachhochschule Wiesbaden, eine Lesung im Pressehaus und macht ein Konzert mit seiner Band "Sprechakte x/treme" im Kulturforum. Sein 2007 erschienener Roman "Pazifik Exil" hat im deutschsprachigen Feuilleton ein erhebliches Echo gefunden. Lentz‘ eigenwillige Perspektive bei der fiktionalen Auseinandersetzung mit Autoren und Intellektuellen, die während des "Dritten Reichs" emigrierten, hat überwiegend Zustimmung, teilweise auch vehementes Lob erhalten (ein "imponierender Roman", Edo Reents, FAZ).

Den Auftakt zur Poetikdozentur von Michael Lentz bildet eine "Lunchlesung", also eine Vorlesung zur Mittagszeit in der Bibliothek der Fachhochschule am Kurt-Schumacher-Ring. Dem Vortrag von Michael Lentz schließen sich Fragen aus dem Kreis der Zuhörerschaft und eine Diskussion mit dem Autor an. Selbstverständlich gehört zur Lunchlesung auch ein gemeinsamer Imbiss von Autor und Gästen.

Michael Lentz nimmt nach Autorinnen und Autoren wie z.B. Julia Franck, Felicitas Hoppe, Daniel Kehlmann und Peter Stamm die "Poetikdozentur: junge Autoren" wahr. In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und internationale junge Autorinnen und Autoren für die Poetikdozentur gewonnen werden.

Biografie

Michael Lentz wurde 1964 in Düren geboren. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Aachen, München und Siegen und promovierte über das Thema "Lautpoesie/-musik nach 1945. Eine kritisch-dokumentarische Bestandsaufnahme". Lentz lebt heute in Berlin und Leipzig, wo er Präsident der Freien Akademie der Künste ist und seit 2006 als Professor den Lehrstuhl für literarisches Schreiben an der Universität Leipzig innehat. Das Werk von Michael Lentz hat zahlreiche Facetten, neben Prosa, Lyrik, Hörspielen und Theaterstücken gehört auch eine musikalische Produktion dazu. Ebenso umfassend sind seine Preise und Auszeichnungen, u.a. gehören der "Ingeborg-Bachmann-Preis" (2001) und der "Preis der Literaturhäuser" (2005) dazu.

Michael Lentz über sich selbst:

"Wer nichts wird, wird Wirt", lautet eine alte Redensart. Die Steigerungsform geht so: "Wer als Wirt nichts wird, wird Bahnhofswirt." Die Variation "Wer gedankenlos ist, wird Schriftsteller" findet ihre schlussfolgernde Überbietung in "Wer als Schriftsteller nichts wird, geht zum Bahnhofswirt" - bekanntlich ist das Verhältnis zwischen Schriftsteller und Wirt ja ein besonders inniges, und wer nirgendwo ankommt, sollte immer abfahren. Ich habe mir nicht überlegt, Schriftsteller zu werden. In der Schulzeit arbeitete ich bei einem Buchhändler, auch und gerne auf Kosten von Unterrichtsstunden. Sein Literaturbegriff war wohl ziemlich elitär. Eine alte Dame kam in großer Vorfreude auf den neuen Konsalik, er deutete auf die am Regal lehnende Leiter mit dem Hinweis, dieser Autor stehe selbstverständlich ganz oben, und ging einen Kaffee trinken. Die abendlichen Besuche in der Gaststätte "Zum Grafen Zeppelin" definierten Literatur als ein unendliches Gespräch: Ich las dem Buchhändler meine Gedichte vor, sie gefielen ihm nicht, täglich nahm ich mir vor, bessere zu schreiben. Die Gesprächsrunde, mit wechselnden Teilnehmern, ist mit der Zeit größer geworden, aus Düren wurde München, Leipzig und Berlin. Ein Schriftsteller bin ich immer noch nicht, ein Wirt auch nicht. Das Gespräch über Literatur hört nicht auf. Heimat hört nicht auf. Wunderbar.