14. SILKE SCHEUERMANN
14. Poetikdozentur: junge Autoren - Silke Scheuermann
Die Autorin Silke Scheuermann hält im Wintersemester 2012/13 im Rahmen der "Poetikdozentur: junge Autoren" zwei Vorlesungen in der Hochschul- und Landesbibliothek und zwei Lesungen in der Villa Clementine, dem Literaturhaus der Stadt Wiesbaden.
Silke Scheuermanns Roman "Shanghai Performance", der sich "wie ein mitreißender Film liest" (Sandra Kegel, F.A.Z.), war eine der meistbeachteten Literaturveröffentlichungen des Jahres 2011. Ihr Romandebüt aus dem Jahr 2006 trug den Titel "Die Stunde zwischen Hund und Wolf".
Bekannt wurde Silke Scheuermann zunächst mit ihren Gedichten. Diese zeichnen sich durch "präzise Wortwahl und phantasiereiche Metaphern aus" (Prof. Dr. Rita Rosen, Kulturbeauftragte der Hochschule RheinMain). Beispielsweise mit ihrem Gedichtband "Der zärtlichste Punkt im All" aus dem Jahr 2004 zeigt Silke Scheuermann, dass sie zu den bedeutendsten Lyrikerinnen der Gegenwart in Deutschland gehört.
Den Auftakt zur Poetikdozentur mit Silke Scheuermann bildet eine "Premiere": die Vorlesungen der Poetikdozenten werden künftig im Lesesaal der Hochschul- und Landesbibliothek in der Rheinstraße stattfinden, und zwar um 20 Uhr. Unverändert bleibt, dass das Publikum mit den Dozenten im Anschluss an die Vorlesungen diskutieren kann.
Biografie
Silke Scheuermann wurde 1973 in Karlsruhe geboren. Sie studierte Theater- und Literaturwissenschaften und lebt heute in Offenbach. Neben ihren Romanen und Gedichten veröffentlichte sie auch Erzählungen und Kritiken.
Silke Scheuermann hat zahlreiche Literaturpreise und Stipendien erhalten: 2001 den Leonce und Lena-Preis, danach folgten u. a. der Wiesbadener George Konell-Preis (2008) und der Droste- Literaturförderpreis der Stadt Meersburg (2009). Dieser Preis wird ausdrücklich an "jüngere Autorinnen vergeben, die sich literarischen Moden der Zeit verweigern". Im gleichen Jahr erhielt sie ein Stipendium der Villa Massimo. Außerdem saß sie in der Jury des weltweit bekannten Preises für Kurzgeschichten, dem Frank O’Connor International Short Story Award.
Silke Scheuermann über sich selbst:
Ich hatte tatsächlich so etwas wie ein "Erweckungserlebnis", einen Moment, in dem in mir der Wunsch erwachte, Gedichte zu schreiben. Ich war Anfang Zwanzig und lag bei meinem damaligen Freund, einem Skandinavisten, in Frankfurt auf dem Boden vor dem Bücherregal, wo ich auf einem weichen blauen Teppich besonders gerne las. Er hatte sehr schöne Ausgaben von Strindberg, Gustafsson, Hamsun und Laxness, diese nordischen Klassiker. Und Gedichtbände von einer gewissen Inger Christensen, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte (und die ich zuerst für einen Mann hielt). "alfabet/alphabet", übersetzt von Hanns Grössel, ist ein Langgedicht, das auf der so genannten fibonacci-Folge basiert, einer mathematischen Zahlenfolge. Auf dieser Grundlage ist es eine alphabetische Neuordnung der Welt, in der Aprikosenbäume ebenso ihren Platz finden wie die Kobaltbombe - es ist ein unglaubliches Werk, das meine ganze Weltsicht ins Wanken brachte; ich kann es wirklich nur mit diesem religiösen Wort "Erweckungserlebnis" beschreiben. Ich versuchte von da an, für mich auch so eine Ordnung zu finden, überhaupt etwas dermaßen Schönes zu erschaffen, und ich versuche es weiterhin. Ich habe dann mit meinem ersten Gedichtband sogar einige Lesungen mit Inger Christensen zusammen gemacht, zum Beispiel in Volker Panzers Fernsehsendung "Nachtstudio", und sie nannte mich "Frau Silke" - sie kann ja sehr gut deutsch – und fand meine Gedichte schön. Da war ich glücklich.