11. Poetikdozentur: junge Autoren - Marcel Beyer

Der freie Autor Marcel Beyer hält im Wintersemester 2009/10 im Rahmen der "Poetikdozentur: junge Autoren" zwei Vorlesungen an der Hochschule RheinMain und zwei Lesungen in der Villa Clementine, dem Literaturhaus der Stadt Wiesbaden. Sein Roman "Kaltenburg" aus dem Jahr 2008 gehörte zur Longlist für den Deutschen Buchpreis. Für unser Jury-Mitglied Hubert Spiegel ist das Buch "mehr als nur ein verkappter Thriller deutscher Wissenschaftshistorie. Es ist die meisterliche Vergegenwärtigung von Zeitgeschichte mit den Mitteln des Romans".

Den Auftakt zur Poetikdozentur von Marcel Beyer bildet eine "Lunchlesung", also eine Vorlesung zur Mittagszeit in der Bibliothek der Hochschule RheinMain am Kurt-Schumacher-Ring. Dem Vortrag von Marcel Beyer schließen sich Fragen aus dem Kreis der Zuhörerschaft und eine Diskussion mit dem Autor an. Selbstverständlich gehört zur Lunchlesung auch ein gemeinsamer Imbiss von Autor und Gästen.

Marcel Beyer nimmt nach Autorinnen und Autoren wie z. B. Julia Franck, Annette Pehnt, Andreas Maier und Daniel Kehlmann die "Poetikdozentur: junge Autoren" wahr. In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und internationale junge Autorinnen und Autoren für die Poetikdozentur gewonnen werden.

Biografie

Marcel Beyer, Jahrgang 1965, studierte Germanistik, Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft. Er war 1996 und 1998 "Writer in Residence" an Universitäten in London und Coventry und hielt sich im Jahr 2008 am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, auf. Beyer ist seit 2009 Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

Der heute in Dresden lebende Autor verfasste Lyrik, Essays und Romane. Dabei beschäftigte sich Marcel Beyer zu einem erheblichen Teil mit der deutschen Geschichte, insbesondere in Hinsicht auf den Nationalsozialismus und die DDR.

Bereits im Jahr 1991 erhielt Beyer ein Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium. Zu seinen weiteren zahlreichen Auszeichnungen gehören der Berliner Literaturpreis (1996), der Heinrich-Böll-Preis (2001) , der Erich-Fried-Preis (2006) und der Joseph-Breitbach- Preis (2008).

Marcel Beyer über sich selbst:

"Mein Umzug von Köln nach Dresden fiel 1996 mit der Entscheidung zusammen, mein Leben ganz auf das Schreiben von Literatur auszurichten. Aber wer auf der Schwäbischen Alb geboren wird, noch vor Erlernen der ersten Wörter nach Kassel umzieht, um dann in Kiel aus Einzelwörtern Sätze zu bilden, die während der Schulzeit im Rheinland auch in schriftlicher Form von einfachen Hauptsätzen zu komplexeren Satzgebilden werden - dem bleibt vielleicht gar nichts anderes übrig, als irgendwann noch einmal die Himmelsrichtung zu ändern und sich Richtung Osten zu wenden. Im 'anderen', im 'fremden' Deutsch habe ich mich immer wohl gefühlt, sei es in Österreich, sei es in der Schweiz oder hier, jenseits der früheren deutsch-deutschen Grenze. Denn Schreiben hat für mich auch den Charakter von Materialprüfung und Materialerkundung, wobei sich die Fülle an faszinierendem Sprachmaterial als unerschöpflich erweist: Ein Bienenstock macht mich neugierig auf die Imkersprache, der Anblick von Viertausendern auf die Alpensprache, und ebenso gerne wüßte ich, wie man über Kautschuk spricht."