BEMBO

Pietro Bembo

Pietro Bembo: Opera. Basel, Guarin 1567.

Signatur: Weilburg 319

 
Der italienische Humanist, Kardinal und Gelehrte Pietro Bembo (1470-1547) stammte aus einer alteingesessenen venezianischen Patrizierfamilie und war als Staatsmann und Politiker eine der bedeutendsten Gestalten der italienischen Renaissance. Neben den berühmten Werken in italienischer Sprache wie „Gli Asolani“ oder dem sprachtheoretisch grundlegenden „Prose della volgar lingua“ („Abhandlungen über die Volkssprache“) beeindruckte er seine Zeitgenossen bei seinen lateinischen Werken, deren Gesamtausgabe hier vorliegt, mit einem eleganten, an Cicero orientierten Duktus.

 
Im Mittelpunkt der vorliegenden Gesamtausgabe steht die „Historia Veneta“, eine Auftragsarbeit Bembos für die Republik Venedig, zu deren Bibliothekar er 1530 im Alter von 60 Jahren ernannt wurde. Sein Vorgänger Marco Antonio Sabellico hatte 1486 bereits eine „offizielle“ Geschichte von Venedig veröffentlicht (bei uns in einer späteren Ausgabe mit der Signatur Hd 9356 vorhanden). Bembo setzte deshalb erst mit dem Krieg gegen Ferrara 1477 ein und führte die Erzählung fort bis 1513, dem Zeitpunkt also, zu dem seine eigene steile politische Karriere mit der Papstwahl Leos X. begann. Erst 1552, nach langen Diskussionen, gab der venezianischen „Rat der Zehn“ das zeitgeschichtlich durchaus brisante Dokument zur Veröffentlichung frei – Bembo (gest. 1547) erlebte dies selbst nicht mehr mit.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unserer Gesamtausgabe war Pietro Bembo ein „Bestseller“. Gerade seine lateinischen Werke wurden als stilistisch mustergültig gefeiert und genossen einen Status als Lehrbücher für Stilübungen. Unsere Ausgabe stammt von dem Basler Verleger Thomas Guarin.

Der urspünglich als Guerin bekannte Guarin verließ früh seine Heimatstadt Lyon, verdingte sich zunächst aus Glaubensgründen in Lyon als Buchhändler, zog dann weiter nach Basel und heiratete dort die Tochter des ortsansässigen Druckers Michael Isengrin. Dessen Druckermarke in Form eines Palmbaums, die „Palma Ising(rini)“ wurde übernommen, als Guarin nach dem Tod des Schwiegervaters die Presse selbst übernahm. Ab 1569 trat er mit einer leicht veränderten Druckermarke „Palma Gvar“ auf.

Aus einem handschriftlichen Besitzvermerk können wir entnehmen, dass der Vorbesitzer des Buches Johann Philipp Krebs (1771-1850) war, ein über vierzig Jahre lang am Gymnasium Philippinum in Weilburg tätiger Altphilologe, besonders berühmt für seine Anleitung zum Lateinschreiben (bei uns unter der Signatur Ji 6026). Der Großteil seiner Bibliothek wurde 1853 in Weilburg versteigert, einige davon kaufte das Gymnasium Weilburg.

Zustand:

Der flexible Pergamentband war verschmutzt und verzogen, die Bindebänder fehlten, die Kapitalriemchen an Kopf und Fuß des Buches waren geschrumpft. Der Umschlag und der Buchrücken waren konkav deformiert und dadurch der Buchblock nach vorne aus dem Umschlag heraus gewölbt. Die Papierecken waren stark bestoßen, Wasserränder zeugen von einem Wasserschaden, der eine Schwächung des Papiers durch Schimmel verursachte. Die ersten Blätter waren durch Schwächung und häufige Nutzung besonders geschädigt.

 
Maßnahmen:

Pergamentumschlag und Buchblock wurden gereinigt und wieder in Form gebracht. Die Fehlstellen im Papier sind ergänzt und die Ecken der Blätter gefestigt und ebenfalls angesetzt. Die Heftung ist erhalten und die geschrumpften Kapitale sind in situ verlängert und am Buchblock befestigt. Neue Bindebänder wurden angebracht und ein Buchschuh mit Schuber zum Schutz angefertigt.

Buchpaten: Freunde der Landesbibliothek

Restaurierungskosten: 1.485 €