„Was ist für euch wichtig?“

Prof. Dr. Walid Hafezi präsentiert Ergebnisse des ABiSAn-Workshops im Stadtteilzentrum Schelmengraben. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Teilnehmende des ABiSAn-Workshops im Stadtteilzentrum Schelmengraben. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Mehr eigenbestimmte Lernorte waren nur ein Wunsch, den Ingeborg Groebel vom Büro für Kommunale Bildungsprojekte als Ergebnis des Workshops vortrug, der dieser Tage im Stadtteilzentrum Schelmengraben in Wiesbaden stattgefunden hat. Als Teil des Forschungsprojekts ABiSAn („Abbau von Bildungsbarrieren im Spannungsfeld von Angebot und Aneignung“) nahmen daran Jugendliche, Wissenschaftler:innen des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule RheinMain, Fachkräfte und Engagierte im Bereich Jugend sowie in der Bildungspolitik teil, um aus unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam Ideen für Bildungsangebote zu entwickeln. Im Format einer Planungswerkstatt gingen sie der Frage nach, welche Faktoren die Bildungsprozesse von jungen Menschen in Schule, Freizeit und zu Hause fördern oder blockieren.

Prof. Dr. Walid Hafezi stellte verschiedene Utopien vor, die die Gruppe gesammelt hatte, um sich möglichen Angebotskonzepten zu nähern. Darunter waren eine „Schule ohne Noten“ oder „Räume ohne pädagogische Vorgabe – für mehr Selbstwirksamkeit der Jugendlichen“. Eine zentrale Frage der Werkstatt war, zu erfahren, „was ist für euch wichtig?“, also die Jugendlichen aus dem Viertel mit ins Boot zu holen.

Jugendcafé 24/7

Diese wiederum verpackten ihre eigenen Vorstellungen, Utopien und Ideen zu Bildungsangeboten in fiktive Geschichten. So könnte sich Justin beispielsweise zwei Tage im Dschungel vorstellen, wo er sich der Herausforderung stellt, selbst zurechtkommen, er aber gleichzeitig Unterstützung erhält und damit neue Erfahrungen macht. Der Neuntklässler mit Berufswunsch Elektriker fand, dass der Workshop insgesamt eine „sehr gute Idee“ gewesen sei. Auch Umut, der eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann macht, brachte sich ein. Er hatte vom Workshop über das Jugendcafé im Schelmengraben erfahren und auch dort Verbesserungsmöglichkeiten gesehen: „Ideal wäre, wenn das Café 24/7 offen hätte. Wenn das nicht geht, dann am Wochenende. Zum Beispiel sonntags, da ist hier nichts los.“

Dass solche Angebote ein wichtiger Aspekt zum Abbau von Bildungsbarrieren sind, erklärt Prof. Dr. Tanja Grendel: „Bildung findet überall statt, wo man Erfahrungen macht und neues über sich und die Welt erfährt“, so die Wissenschaftlerin, und unterstreicht dabei die Bedeutung von offenen Bildungsangeboten und Möglichkeiten für Jugendliche, sich zu treffen und auszutauschen. Christoph Rath, Leiter des Stadtteilzentrums, freute sich sehr, dass sich die Wissenschaft und die Praxispartner:innen für den Schelmengraben und seine Jugendlichen interessieren: „Von diesem Tag gehen Impulse aus, zu erkennen, was es braucht, um die Situation zu verbessern.“ Zukünftig noch stärker auf die Jugendlichen zugehen, sie vor Ort ansprechen und mit ihnen ins Gespräch kommen will Vanessa Imrock, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt ABiSAn. In den kommenden Wochen stehen weitere Workshops in Biebrich, Lorch und Aarbergen an.

Über ABiSAn

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Abbau von Bildungsbarrieren im Spannungsfeld von Angebot und Aneignung (ABiSAn)“ finden in Wiesbaden-Biebrich und Wiesbaden-Dotzheim (Schelmengraben) sowie im Rheingau-Taunus-Kreis in den Gemeinden Aarbergen und Lorch Workshops statt. Einige der dort entwickelten Ideen sollen im Anschluss in der Praxis erprobt werden. Auf diese Weise leistet das Projekt einen konkreten Beitrag zur Weiterentwicklung der außerschulischen Bildungsangebote für Jugendliche. Die Forschenden wollen außerdem herausfinden, ob sich die Bildungsmöglichkeiten in der Stadt und auf dem Land unterscheiden und inwieweit schulische und außerschulische Erfahrungen zusammenspielen. Im Projekt engagieren sich die Professor:innen Tanja Grendel, Michael May und Walid Hafezi gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen Alina Franz, Laura Silvia Schaaf und Vanessa Imrock. Gefördert ABiSAn (Förderkennzeichen: 01JB2102) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einem Volumen von 463.534,90 Euro gefördert.