Verkehr und Mobilität als Thema von Wahlplakaten

Collage hessischer Wahlplakate zum Thema Verkehr & Mobilität. © Volker Blees

Eine nicht-repräsentative qualitative Eigenstudie der Fachgruppe Mobilität ging im Rahmen der hessischen Kommunalwahlen der Frage nach, welche Aspekte der Mobilität und des Verkehrs auf Wahlplakaten dargestellt und vermittelt werden, welche Themen auf welche Weise adressiert und welche Positionen bezogen werden. "Die Besonderheit des Mediums Wahlplakat liegt dabei darin, dass es sich nicht zur Darstellung umfassender, komplexer und differenzierter Forderungen eignet, sondern mit wenigen Worten und mit Bildern pointiert eine Botschaft vermitteln muss", erklärt Prof. Dr. Volker Blees vom Studiengang Mobilitätsmanagement, der zusammen mit Dipl.-Ing. Verena Richter die Analyse durchgeführt hat. Wahlplakate bilden so einerseits ein Kondensat parteipolitischer Programme und spiegeln andererseits wieder, mit welchen Aussagen eine Partei glaubt, die Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen zu können.

Mobilität ist wichtiges Thema für Parteien

Mobilität und Verkehr bilden der Analyse zufolge einen hohen Anteil an allen inhaltlichen Themen der Kommunalwahlplakate. "Auffällig sind zudem etliche Plakate ohne erkennbare substanziell inhaltliche Aussage, die mutmaßlich vorrangig vermitteln sollen, dass Mobilität für die jeweilige Partei ein wichtiges Thema ist. Insgesamt wird dem Thema durchaus der Stellenwert beigemessen, den die kommunale Verkehrspolitik für die gesamte Verkehrsentwicklung tatsächlich hat", so Prof. Dr. Blees. Häufig werde für den Ausbau von ÖPNV und Radverkehr plädiert; die Begrenzung der bisher dominierenden Rolle des Autos spiele ebenfalls eine gewichtige Rolle. Dagegen werde der Fußverkehr, dem gerade in Städten eine große Bedeutung zukommt, kaum angesprochen. "Aus verkehrsplanerischer Sicht erscheinen vor allem zwei Punkte bemerkenswert: Zum einen ergreifen die Plakate nicht direkt Partei für das Auto. Stattdessen wird das Narrativ einer unfairen, unausgewogenen und ideologischen Verkehrspolitik entwickelt, ohne dabei aber die Förderung des Umweltverbunds direkt zu benennen oder anzugreifen. Möglicherweise ist das Prinzip einer 'Wende' hin zu nachhaltigerem Verkehr schon so tief gesellschaftlich verankert, dass den Parteien eine direkte Argumentation dagegen nicht zielführend erscheint", sagt Prof. Dr. Blees.

Mehr Wissenstransfer notwendig

Zum zweiten falle auf, dass  in der aktuellen verkehrsplanerischen Fachdiskussion relevante Themen wie Sharing, Digitalisierung oder Mobility as a Service kaum auftauchen. Dies relativiere wiederum die vorige These, dass die kommunale Verkehrspolitik bereits eine Wende eingeleitet hat. "Wir sehen hier aber die Notwendigkeit eines verstärkten Wissenstransfers und Austauschs zwischen Fachwelt und politisch Entscheidungstragenden, wie er beispielsweise im Rahmen der ‚Kommunalpolitischen Seminare Zukunft der Mobilität‘ durch die Fachgruppe Mobilitätsmanagement bereits gepflegt wird", erklärt Prof. Dr. Blees.
Offen bleibe, in welchem Umfang die Wahlplakate tatsächlich die verkehrspolitischen Strategien der Parteien abbilden, inwieweit sie Inhalte verkürzen oder inwiefern sich in den Plakatmotiven lediglich das Bild der Parteien von ihrer potenziellen Wählerschaft wiederspiegelt, was also vermittel- und zumutbar ist.  

Der Großteil der insgesamt 50 in der Studie ausgewerteten Plakate wurde auf Fahrten mit dem Fahrrad zwischen 5. und 7. März in Wiesbaden, Darmstadt, Langen, Neu-Isenburg und Frankfurt am Main fotografiert. Dabei wurden jeweils sämtliche Plakate aufgenommen, bei denen unmittelbar ein Bezug zu Mobilität und Verkehr erkennbar war.