"Ein Gedicht besteht aus Zufällen"

Poetikdozentin Nora Bossong © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Nora Bossong liest aus dem aktuellen Gedichtband "Kreuzzug mit Hund" © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Die neue Poetikdozentin Nora Bossong stellte sich gestern an der Hochschule RheinMain vor. Im Wintersemester 2018/2019 übernimmt sie die "Poetikdozentur: junge Autoren" der Hochschule RheinMain und der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Michael May gab die Verfasserin von Romanen, Lyrik, Essays und Reportagen Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer Werke. Vieles lasse sich dabei nicht vorhersehen: "Ein Gedicht besteht aus Zufällen. Man kann versuchen es zu planen, aber am Ende gibt es ja auch produktive Missverständnisse, ich verlese mich und das ist dann der Ausgangspunkt für einen Text. Es gibt Beobachtungen, Sprachbilder, wo die Sprache dann eine eigene Dynamik entfaltet und sich eigene Wege sucht."

Die Verbindung von Politik und Privatem

Die Entstehung von Nora Bossongs Romanen ist meist geprägt von intensiven Recherchen, da in ihnen politische und gesellschaftliche Entwicklungen eine bedeutende Rolle spielen. Oft werden diese dann in den emotionalen Konflikten der Protagonistinnen und Protagonisten gespiegelt. So auch in ihrem neuesten Romanprojekt, das sich mit dem politischen Konflikt um  Landrechte auf Zypern, aber auch mit Legitimität und Anrechten innerhalb einer Dreiecksbeziehung beschäftigt. Die Autorin ist überzeugt, dass "politische Konflikte immer eine Entsprechung in privaten Konflikten haben."
Nora Bossong ist bereits die zwanzigste Poetikdozentin an der Hochschule RheinMain. Hochschulpräsident Prof. Dr. Detlev Reymann zeigte sich hocherfreut über das Jubiläum: "Das ist eine lange und schöne Tradition für uns und die Landeshauptstadt Wiesbaden."

Erste Vorlesung

Bereits am Dienstag, 23. Oktober, wird Nora Bossong ihre erste Vorlesung in der Hochschul- und Landesbibliothek halten. Sie beschäftigt sich darin mit dem Verhältnis von Archiv und Fiktion, der Beziehung zwischen Zeugenschaft und Wahrheit und der Rolle, die der Lücke im Erzählen und Erinnern, in der Biografie und der Geschichte zukommt. Darüber hinaus stellt Nora Bossong grundlegende Fragen: Wovon wird gesprochen (und worüber nicht)? Wie wird gesprochen (und wie geschwiegen)? Wer spricht (und wer nicht)? Nicht zu kurz kommt dabei auch die Rolle von Nirvana, Picasso und dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Über Nora Bossong

Die 1982 in Bremen geborene Schriftstellerin studierte in Berlin, Leipzig und Rom. Neben Gedichten und Romanen verfasst sie Essays und Reportagen, zum Beispiel für DIE ZEIT, taz und F.A.Z. Im November 2018 erscheint ihr Gedichtband "Kreuzzug mit Hund" im Suhrkamp Verlag. Nora Bossong wurde unter anderem mit dem Peter-Huchel-Preis (2012), dem Kunstpreis Berlin (2011) und dem Roswitha-Preis (2016) ausgezeichnet.

Weitere Lesungen und Vorlesungen

Im Rahmen der "Poetikdozentur: junge Autoren" wird Nora Bossong zwei Vorlesungen in der Hochschul- und Landesbibliothek halten. Im Literaturhaus Villa Clementine der Landeshauptstadt Wiesbaden wird sie aus ihren Werken lesen:

Vorlesungen (Hochschul- und Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57, 65185 Wiesbaden)

  • Dienstag, 23. Oktober 2018, 19:30 Uhr
  • Mittwoch, 23. Januar 2019 , 19:30 Uhr

Lesungen (Literaturhaus der Landeshauptstadt Wiesbaden, Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden)

  • Dienstag, 27. November 2018, 19:30 Uhr
  • Mittwoch, 6. Februar 2019, 19:30 Uhr