Design-Build-Projekt – CampusBlick

© Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

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Wer derzeit über das Parkdeck des Wiesbadener Campus am Kurt-Schumacher-Ring der Hochschule RheinMain (HSRM) spaziert, kann dort an vielen Stellen gelbe Rahmen mit integrierten Kunststofffenstern, ergänzt durch markante Schlagworte und QR-Codes, entdecken. Sie stellen eine farbliche Brücke zu den Gebäuden des Campus dar und sind Teil der Installation CampusBlick, die im Rahmen des Design-Build-Wahlfachs von Prof. Isabella Leber im Studiengang Architektur entstanden ist. Im Zuge einer Begrüßungsveranstaltung für neue Architekturstudierende wurde die Installation nun offiziell präsentiert.

Design Build als neues Lernkonzept

Der Begriff Design Build bezeichnet in der Baubranche ein Konzept, das Planung und Ausführung eines Projekts an einer zentralen Stelle vereint, um Zeit und Kosten einzusparen und auf diese Weise der wachsenden Verantwortung des nachhaltigen, ökologischen Bauens gerecht zu werden. Im akademischen Bereich fokussiert das Design-Build-Prinzip primär den Aspekt der Nachhaltigkeit. Als erstes Wahlfach seiner Art an der Hochschule RheinMain ist es das Ziel von Design Build, Studierende in eigenen, praktischen Projekten für die Wiederverwertung und Aufwertung vorhandener Baumaterialien (Recycling und Upcycling) zu sensibilisieren, alle Arbeitsschritte des umweltschonenden Bauens kennenzulernen und das gesamte Projekt selbst von Theorie bis Praxis zu durchdenken und umzusetzen.

Thematisch beschäftigte sich die Projektgruppe dabei mit dem eigenen Campus am Kurt-Schumacher-Ring, der im Zuge des geplanten Ausbaus zum Wiesbadener Zentralcampus zukünftig einigen baulichen Veränderungen unterzogen werden soll. Teile des bislang landschaftlich angelegten Gebäudeensembles sollen einer neuen Blockstruktur weichen, die auch den Charakter des Campus beeinflussen wird. Ziel des Projektes war vor diesem Hintergrund einerseits die Beschäftigung mit etablierten und neu zu etablierenden Strukturen, wiederverwendbaren Bauteilen und dem Konzept eines nachhaltigen Materialkreislaufs, andererseits die Reflexion des Campus durch alle seine Besucher:innen. „Im Idealfall kann unser Projekt nicht nur Aufmerksamkeit auf die Qualitäten des aktuellen Campus lenken, sondern auch eine Diskussion anregen, wie angesichts zukünftiger Veränderungen der Charme und Charakter unseres Campus erhalten werden können“, erklärt Prof. Leber die Idee der Installation.

Abriss – Theorie – Realisierung

Im Laufe des Projekts bewegten sich die Teilnehmer:innen durch drei Phasen. Die erste Phase diente der Materialbeschaffung, in diesem Fall durch die Suche nach Abrissmaterialien, die als Bauteile für die Installation zur Verfügung stehen konnten. Dabei erworben die Studierenden Kenntnisse über Bauteile und Konstruktionen verschiedener Epochen sowie ein grundsätzliches Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft und Urban Mining unter dem Schlagwort „reuse“.  In einer zweiten Phase, die sich mit Theorie und Entwurf möglicher Konzepte beschäftigte, wurden Ideen gesammelt, vereinfacht, verworfen und neu gedacht, bis schließlich das Entwurfskonzept entstanden war, das in einer dritten Phase umgesetzt werden sollte. Dabei bewegten die Studierenden sich zwischen architektonischen Konzepten, künstlerischem Ausdruck und dem Gedanken der Wiederverwertung. Auch in der letzten Phase, der Umsetzung, erwarben sie vielschichtige Fähigkeiten, von handwerklichen Tätigkeiten über Planungsprozesse, Bauablauf bis zur nötigen Flexibilität im Krisenmanagement, wenn neue Herausforderungen ein Neudenken der Pläne erforderlich machten.

„Diese Brücke zu schlagen, den kompletten Prozess von Campusanalyse bis Bau zu erleben, hat am meisten Spaß gemacht“, berichtet Nikolai Ochs, der Teil des studentischen Projektteams ist. Auch sein Projektkollege Jerome Ernst blickt positiv auf das Projekt und seinen nachhaltigen Ansatz zurück: „Mit unserer Installation möchten wir auf das Alte aufmerksam machen, wichtige Stichworte sind dabei reduce, reuse und recycle. Es ist wichtig, dass wir bestehende Ressourcen nutzen – denn unsere Hochschule hat sehr viel Potenzial.“

Reflexion auf dem Parkdeck

Als Kulisse der Installation wurde das Parkdeck ausgewählt, das als erstes Campuselement abgerissen werden soll. Noch bis zu seinem Abriss soll die Installation erlebbar bleiben, um möglichst viele Besucher:innen zur Reflexion der bestehenden Strukturen und ihrer Qualitäten, des Projekts, seiner Ideen und derer, die es zum Leben erweckt haben, einzuladen. In einer Mischung aus Beton und Begrünung wirkt das Parkdeck als Kulisse der Fenster in gelben Rahmen, die durch ihre Umgebung veredelt werden und diese gleichzeitig aufwerten. Der Blick der Betrachter:innen wird vom Großen ins Kleine geführt, von Hintergrund über Rahmen bis hin zu QR-Codes, die auf ein begleitendes Instagram-Profil führen. Dort wird der Bogen zurück zum großen Ganzen, der Idee der Installation in allen Facetten und Entwicklungsschritten, geschlagen.

Durch die Veränderung der Umgebung mit den Jahreszeiten entfaltet die Installation im Laufe ihres Bestands zudem immer neue Wirkweisen. Einen Vorgeschmack auf ihre Wirkung in herbstlich gelb-orangener Kulisse erhielten auch die neubegrüßten Architekturstudierenden, die zwischen der Vorstellung des Projekts und einem gemeinsamen Umtrunk den Campus in Form einer Foto-Safari erkunden durften. Weitere Auseinandersetzungsmöglichkeiten mit dem Campus sind für kommende Semester im Design-Build-Wahlfach geplant, beispielsweise durch die Idee eines Parkcafés. Langfristiges Ziel des Lehrformats ist es darüber hinaus, eine Form des Studierens zu fördern, die im späteren Berufsleben der Studierenden zu einem innovativen, nachhaltigen Bauen beitragen kann.