GEWALT IN PAARBEZIEHUNGEN ÄLTERER FRAUEN UND MÄNNER IM LÄNDLICHEN RAUM: LÜCKEN IM GEWALTSCHUTZ SCHLIESSEN (LIGS)

Auf einen Blick

Forschungsprojekt

Gewalt in Paarbeziehungen älterer Frauen und Männer im ländlichen Raum: Lücken im Gewaltschutz schließen (LIGS)

Fachbereich

Sozialwesen

Leitung

Prof. Dr. habil. Regina-Maria Dackweiler, Prof. Dr. Reinhild Schäfer

Beteiligte

Dipl.Soz.Arb. Franziska Peters

Ansprechpartner Forschungsförderung

Dr. Michael Bruch

Projektpartner

Fördermittelgeber

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst - Frauen- und Geschlechterforschung

Laufzeit

01.05.2019- 30.04.2020

Website(s)

Projektbeschreibung

Ausgangspunkt und Fragestellung:

Physische, psychische und sexualisierte Gewalt in Paarbeziehungen (GiP), die über­wiegend Frauen als Opfer betrifft, ist weltweit ein zentrales Thema des Menschenrechts­schutzes und auch die Bundesrepublik Deutschland ist auf internationaler Ebene Ver­pflichtungen zum Kampf gegen alle Formen von GiP eingegangen. Laut einer Repräsenta­tivstudie im Auftrag des BMFSFJ hat jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren min­destens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Partnerschaftsgewalt erlebt. Hellfelddaten und bisherige wissen­schaftliche Erkenntnisse zeigen, dass GiP im Alter (60+) nicht aufhört bzw. auf Grund ver­schiedener Faktoren zum Teil auch erstmalig von den Täter*innen ausgeübt und den Opfern aus Scham- und Schuldgefühlen sowie Angst erduldet wird. Doch finden gerade Ältere bislang nur schwer Zugang zu den be­stehenden Hilfe- und Unterstützungssystemen und sie werden von diesen kaum erreicht.

Leben die Gewaltbetroffenen im ländlichen Raum, kumuliert die Hilfe- und Unterstüt­zungsproblematik aufgrund einer noch stärkeren Tabuisierung und dem hier nur lückenhaft vorhandenen bzw. dem nur bedingt für diese heterogene Zielgruppe ge­eigneten Hilfesystem. Hier ansetzend geht das geplante Forschungsvorhaben der Frage nach, wie es gelingen kann, für GiP älterer Frauen und Männer im ländlichen Raum zu sensibili­sieren bzw. die Problematik zu enttabuisieren und Hilfe- und Unterstützungsbereitschaft für die Betroffenen sowohl im sozialen Umfeld als auch bei Fachkräften, die hier potentiell mit älteren Opfern von GiP befasst sind, zu aktivieren.

 

Methodisches Vorgehen und Ziele:

Das Forschungsprojekt versteht sich als Pilotprojekt, angesiedelt im Kreis Bergstraße. Das Projekt verfolgt drei Kernziele für deren Realisierung es eines partizipativ orientierten, inter- bzw. transdisziplinären Dialogs mit der Praxis. Die fachliche und sozialräumliche Expertise der Fachkräfte und Ehrenamtlichen im Bereich des Gewaltschutzes und der offenen Senior*innenarbeit soll durchgängig in den Forschungs- und Entwick­lungsprozess einbezogen werden.

Erstens: Entwicklung eines wissenschaftlich basierten, adressat*innengerechten Konzepts für Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung und Aktivierung gegenüber GiP älterer Frauen und Männer. Das Konzept bildet die Grund­lage für die Erarbeitung von zielgruppenspezi­fischen Materialien der Öffentlichkeitsarbeit.

Zweitens: Erstellen einer „Land-“ bzw. „Netz­werkkarte“ mit Hilfe einer Indikatoren geleite­ten Sozialraumanalyse zu vorhandenen Ressourcen im Landkreis zum Problem der GiP Älterer: einerseits hinsichtlich psychosozialer Hilfe- und Unterstützungseinrichtungen bei häuslicher Gewalt sowie Senior*innen bezoge­ner Fachdienste, andererseits mit Blick auf zivilgesellschaftliche Angebote wie nachbar­schaftliche Hilfen, soziale Netzwerke und bürgerschaftliches Engagements, zielgruppen­bezogene Treffpunkte u.ä.

Drittens: Öffentlichkeitsarbeit und „Netzwerk­karte“ sollen dazu verhelfen, die Problematik von GiP älterer Frauen und Männer zu ent­tabuisieren und bei Fachkräften wie zivilgesell­schaftlichen Akteur*innen die Bereitschaft und Möglichkeiten zu fördern, der Gewalt im Sinne einer zu initiierenden regionalen Ver­netzungskette präventiv und interventiv nach­haltig entgegenzutreten.