WER KANN, WER SOLLTE INFORMATIK STUDIEREN?

Wer Informatik studieren möchte, sollte Wissbegier, KreativitÀt und Kommunikationsbereitschaft mitbringen. Auch sollte man keine Abneigung gegen Mathematik und Technik haben.

Studieren, was Spaß macht

FĂŒr jedes Studienfach gilt, dass es Spaß machen sollte: Ein Fach zu studieren, das einem nicht liegt, ist eine QuĂ€lerei und fĂŒhrt nur selten zum Erfolg. ErfahrungsgemĂ€ĂŸ haben aber gerade Schulabsolventen große Schwierigkeiten damit, richtig einzuschĂ€tzen, was ihnen dauerhaft(!) liegt. Viele Angebote sehen oberflĂ€chlich betrachtet verlockend aus, entpuppen sich aber bei genauerem Hinsehen als eintönig und bieten wenig Aussicht auf beruflichen Erfolg. Bei der Informatik ist es genau umgekehrt: OberflĂ€chlich betrachtet wirkt sie auf viele spröde und langweilig. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich, wie interessant und nachhaltig faszinierend dieses Fach sein kann (und die Berufsaussichten könnten wohl kaum besser sein).

Ein Selbstversuch

Wie Sie wissen, sind Computer Maschinen, die, wenn sie richtig programmiert sind, beeindruckende Leistungen zustande bringen. Nehmen wir zum Beispiel ein Spiel wie “Vier Gewinnt”. Spielen Sie ruhig mal eine Runde (rechte Spalte).

    Haben Sie verloren? Keine Angst: das geht den Meisten so.

      Haben Sie gewonnen? Geben Sie's zu: Sie haben das vorher schon geĂŒbt!

        Offenbar haben wir es hier mit einer Maschine zu tun, die dieses Spiel ganz passabel beherrscht. Ist sie deshalb intelligent?. Wollen Sie jetzt wirklich wissen, was dahinter steckt, wie man eine Maschine dazu bringt, so scheinbar intelligent zu handeln? Wenn Ihre Antwort sinngemĂ€ĂŸ so lautet: „Mir egal / zu kompliziert. Ich will gewinnen! Wie es funktioniert, darĂŒber sollen sich andere Leute Gedanken machen.“, dann ist Informatik vielleicht doch nicht das Richtige fĂŒr Sie. Lassen Sie sich auf alle FĂ€lle beraten! Informatik hat viele Facetten - man kann sich mit hochgradig technischen oder grundlegenden Fragen beschĂ€ftigen, aber auch zusammen mit Anwendern der Informatik Konzepte erarbeiten und große, komplexe Systeme aufbauen.

          Überlegen wir mal:

            • Bei jeder Spielsituation gibt es 7 Möglichkeiten, den nĂ€chsten Stein einzuwerfen
            • Daraus ergeben sich 7 Möglichkeiten, wie das Spielfeld beim nĂ€chsten Zug aussieht
            • FĂŒr jede dieser 7 Möglichkeiten gibt es wiederum 7 neue Möglichkeiten.
            • Nach 2 ZĂŒgen gibt es also 7*7=49 Möglichkeiten, wie das Spielfeld aussehen kann
            • Nach 3 ZĂŒgen sind es 7*7*7=343 Möglichkeiten, und so weiter

                      Mit jedem Zug versiebenfacht sich also die Anzahl der möglichen Spielstellungen. Im Spiel gibt es 42 Steine. Das Spiel endet also spĂ€testens nach 42 ZĂŒgen und es gibt maximal 742 mögliche Spielkonstellationen, von denen einige zum Sieg, einige zur Niederlage und einige zum Unentschieden fĂŒhren. Im Prinzip könnte nun ein Computer, ausgehend von einer bestimmten Spielstellung alle möglichen Folge-Spielstellungen berechnen. Er hĂ€tte dann den vollstĂ€ndigen Überblick ĂŒber alle möglichen SpielausgĂ€nge und könnte dann immer so ziehen, dass er “nĂ€her” an eine Siegkonstellation herankommt.

                        Leider ist 742 zwar eine endliche aber dennoch derart große Zahl, dass jeder noch so leistungsfĂ€hige Computer mit dieser Aufgabe ĂŒberfordert wĂ€re. Deshalb geht man in der Praxis so vor, dass man nur einige ZĂŒge “vorausdenkt” und die Konstellationen, die sich dabei ergeben, anhand ihrer Erfolgsaussichten bewertet. Der Computer entscheidet sich dann jeweils fĂŒr den Zug, der die grĂ¶ĂŸte Wertsteigerung zur Folge hat.

                          Wenn Sie bis hier hin folgen konnten, dann haben Sie soeben die GrundzĂŒge des Minimax-Algorithmus verstanden, der von vielen Computer-Brettspielen (Schach, Reversi, Vier Gewinnt) verwendet wird. Und wenn Sie diese Überlegungen auch noch interessant fanden, dann ĂŒberlegen Sie ernsthaft Informatik zu studieren!