Evgen Bavčar an der HSRM

Evgen Bavcar an der Hochschule RheinMain © Hochschulkommunikation

Porträt Evgen Bavcar aus dem Film "Der Blinde Fotograf" © Hochschulkommunikation

„Ich bin irgendetwas, das fotografiert, kein Fotograf im eigentlichen Sinne“, sagt Evgen Bavčar über sich selbst. Der slowenische Fotograf, der seit vielen Jahren in Paris lebt, war vergangenen Freitag an der Hochschule RheinMain (HSRM) zu Gast und hielt einen Vortrag („Das Wort in Beziehung zum Bild in der konzeptuellen Fotografie“), in dem es über sein Kunstverständnis als blinder Mensch ging. Anschließend wurde ein dokumentarischer Film über ihn und sein Werk gezeigt, dem sich eine Diskussionsrunde anschloss.

Prof. Dr. Theo Steiner aus dem Studiengang Kommunikationsdesign eröffnete den Vortrag des Künstlers mit den Worten: „Es fällt Sehenden schwer zu begreifen, wie es ist nicht zu sehen. Bavčars Werk hilft uns, seine Welt – die der Blinden – zu erschließen.“ Der Vortrag entstand aus einer Kooperation mit dem Schloss Freudenberg, im Rahmen der dort stattfindenden Foto-Ausstellung.

Der Künstler und Philosoph Evgen Bavčar

Bavčar verlor durch zwei Unfälle als Kind sein Augenlicht, er habe dadurch ein Stück seiner Freiheit verloren, so der Fotograf. Durch seine Kunst, das Fotografieren, nehme er sich selbstermächtigend dieses Stück Freiheit wieder zurück. Nicht nur als Fotograf ist Bavčar bekannt, sondern auch als Philosoph. Zentraler Aspekt seiner Philosophie ist, in Zusammenhang stehend mit seiner künstlerischen Tätigkeit, das Recht auf das Bild für Blinde. „Blinde empfinden ebenfalls ein ästhetisches Vergnügen an Bildnissen und Fotografien“, erläuterte Evgen Bavčar.  

Er müsse sich Gemälde und alle seine eigenen Fotografien beschreiben lassen, er habe deshalb ein großes Vertrauen in das Wort – alles was er über Kunst wisse, wisse er über das Wort. Er lebe in einer dreidimensionalen Welt ohne Oberfläche und erfasse deshalb die Welt mit einer anderen Logik als Sehende, gab er dem Publikum mit auf den Weg.

Seine Werke

Mit seinen Fotografien drücke er visuell aus, wie die Situation als blinder Mensch in der Gesellschaft sei. Für seine Fotos beanspruche er die Freiheit der Dunkelheit, heißt es im gezeigten Film. Gemeint sei damit, dass er seinen Porträts erlaube, nicht gesehen zu werden – weder von ihm, noch von sich selbst, da er im Dunklen fotografiere. Das ist eindrucksvoll zu erkennen an seinen Werken, die porträtierten Menschen können durch ihn in ihrem wahren Sein eingefangen werden, so Bavčar.

Zu sehen sind seine Werke noch bis 2. April 2023 im Schloss Freudenberg sowie in der Galrie Schaefer bis kurz vor Weihnachten.