5. ALBERT OSTERMAIER

5. Poetikdozentur: junge Autoren - Albert Ostermaier

Der Münchner Autor Albert Ostermaier ("Der Torwart ist immer dort, wo es weh tut", 2006, "Erreger/Es ist Zeit. Abriss", 2002), der vor allem durch Dramen und Lyrik bekannt geworden ist, hält als Gastdozent im Wintersemester 2006/07 zwei Vorlesungen an der Fachhochschule Wiesbaden und zwei Lesungen im Literaturhaus der Stadt Wiesbaden (Villa Clementine).

Den Auftakt bildet eine "Lunchlesung", d.h. eine Vorlesung zur Mittagszeit in der Bibliothek der Fachhochschule Wiesbaden am Kurt-Schumacher-Ring, selbstverständlich mit anschließendem gemeinsamen Imbiss von Autor und Publikum. Dem Vortrag von Albert Ostermaier während der Lunchlesung schließen sich eine Diskussion mit dem Autor und Fragen aus dem Kreis der Zuhörerinnen und Zuhörer an.

Albert Ostermaier ist der dritte Autor, der die "Poetikdozentur: junge Autoren" wahrnimmt, nach Daniel Kehlmann und Peter Stamm und den beiden Autorinnen Julia Franck und Felicitas Hoppe.

In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und internationale junge Autorinnen und Autoren als Poetikdozentinnen und -dozenten gewonnen werden.

Biografie

Albert Ostermaier wurde 1967 in München geboren. Bereits während seines Germanistikstudiums veröffentlichte er Gedichte und 1995 seinen ersten Gedichtband bei Suhrkamp: "herz vers sagen". Als Theaterautor wurde Albert Ostermaier mit dem im Bayerischen Staatsschauspiel München 1995 uraufgeführten Stück "Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie" bekannt. Es folgten bislang über 20 Stücke. Das jüngste Stück „Ersatzbank", im August 2006 während der Salzburger Festspiele erstmals gezeigt, ist zusammen mit zahlreichen Gedichten (u. a. "Ode an Kahn") Resultat seiner Fußballleidenschaft.

Am Nationaltheater Mannheim war Albert Ostermaier in der Saison 1996/97 Hausautor ("Theaterdichter"), ebenso in der Spielzeit 1999/2000 am Bayerischen Staatsschauspiel. Dort hatte er zuvor anlässlich des 100. Geburtstags von Bertolt Brecht das Stück "The Making of B.-Movie" verfasst. Seit 2003 Hausautor am Wiener Burgtheater. 2006 übernahm er die künstlerische Leitung des 1. Internationalen Brecht-Festivals abc-Augsburg Brecht Connected.

Albert Ostermaier ist u.a. Träger des KleistPreises (2003).

Albert Ostermaier über sich selbst:

Geboren wurde ich 1967 in München, wuchs aber am Ammersee auf, also in der Provinz, also dort, wo man zwangsläufig zum "Bayern München"-Fan wird, noch dazu, wo die "Bayern" im Nachbarort ihr Trainingscamp hatten und ich so mit fünf Jahren mit großen Augen vor Sepp Maier stand, wenn mir auch seine Torwarthandschuhe viel zu groß waren und der Ball mir die Sicht versperrte. Nationaltorwart wurde ich dann leider doch nicht, das schaffte ich nur in der Autorennationalmannschaft, die aber für einen Torwart eher einem Dantesche Höllenszenario gleicht, denn es brennt da meistens überall. Schriftsteller sind ja sensibel, so auch deren Knochen, weshalb sieben Schrauben mich über sieben Monate zusammenhielten, bis ich wieder keine Angst mehr vor dem Elfmeter haben musste.

Mein zweiter Traum war, ein Rockstar zu werden. Bei meinem ersten Konzert wurde ich vom Notarzt von der Bühne geholt, da ich statt ins Publikum gegen einen Mauervorsprung sprang und mir das Blut von der Stirn auf die weisse Gitarre tropfte. Mit aufgeschlitzter Stirn kann man eigentlich nur noch Dichter werden und nach diesen traumatischen Bühnenerlebnissen Dramatiker.

In meinen Gedichten und Stücken kann man immer noch ein Echo oder einen Bumerang dieser frühen Sehnsüchte finden. Sie suchen den Rhythmus, die Musikalität, den Sound und Beat der Zeit, das Risiko, den Augenblick des Flugs und der Freiheit vor dem Crash. Die Stücke sind manchmal blutig. Sie mischen Antike und Apokalypse, Dante und Pulp Fiction, Sprachbesessenheit und implodierende Innenansichten, sie suchen die Nähte der Schädel und die Abgründe dahinter und darunter. Die Gedichte suchen die Fallen und das Fallen der Liebe, die Möglichkeit des Unmöglichen, die politische Lust zu lieben und die Wirklichkeit des Augenblicks. Sie sind ein Herzschlag ins Gesicht. Über sich selbst schreiben ist immer ein Eigentor. D.h. man muss erst einmal dem Rückstand hinterherlaufen, was ein guter Anfang wäre.