JEREMIAS HERNER ÜBER SEINE ZEIT IN BRASILIEN ZU BEGINN DER CORONA-PANDEMIE

Am 05. Februar 2020 reiste Jeremias Herner, Student im Fach Digital Business Management, gemeinsam mit anderen Freiwilligen der Studierendenorganisation AIESEC nach Salvador, Brasilien, um ein soziales Projekt an einer Schule in den lokalen Favelas zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, dass Corona seine Reise beeinflussen würde. Neben der Möglichkeit des sozialen Engagements hatte er sein Reiseziel gleich aus mehreren Gründen ausgewählt: Besonders spannend sei für ihn die brasilianische Kultur gewesen, so Herner, die in Salvador zusätzlich durch die Einflüsse afrikanischer Zuwanderinnen und Zuwanderer geprägt worden sei. Auch die Landschaft Salvadors und die Nähe zum Meer seien ein Anreiz gewesen. Er habe zudem selbst erleben wollen, wie das Leben in einem Land sei, in dem die Schere zwischen arm und reich sehr groß ist.

Leben in Salvador

Vor seiner Ankunft wusste Jeremias Herner nicht, wo er in Salvador wohnen würde. Seine Gastfamilie lernte er erst vor Ort kennen. Nachdem sein Gastbruder ihn vom Flughafen abgeholt hatte, erfuhr er, dass er direkt in einer Favela leben würde. Die dortigen Hygieneverhältnisse und die Kriminalität seien eine extreme aber lehrreiche Erfahrung gewesen, erzählt Herner. Im Kontrast dazu durfte er aber auch die schönen Seiten des Landes kennenlernen. Im Rahmen zahlreicher Wochenend-Trips erkundete er gemeinsam mit anderen Freiwilligen die neue Umgebung, das farbenfrohe Viertel rund um den Pelourinho (Oberstadt Salvadors, früherer Sklavenmarkt der Stadt) und lauschte der afrikanischen Trommelmusik. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Carnival im Februar, während dessen drei Millionen Menschen gemeinsam auf den Straßen Salvadors feierten, noch unberührt von den Auswirkungen des Coronavirus, die sich in Europa bereits andeuteten.

Corona in Brasilien

Nur einen Monat später hatte Corona auch Brasilien erreicht. Herner und seine Kolleginnen und Kollegen des Freiwilligenteams gingen zunächst noch davon aus, dass sie ihren Aufenthalt in Salvador wie geplant bis zum 22. März durchführen könnten. Die Ausbreitung des Virus in Brasilien beschleunigte sich allerdings drastisch, sodass sie am 16. März von einem Strandausflug direkt zu einem Krisentreffen an die örtliche Universität berufen wurden. Da bereits einige südamerikanische Länder über Nacht ohne Vorankündigung ihre Grenzen geschlossen hatten, wurde der Gruppe dringend nahegelegt, möglichst schnell die Rückreise in ihre Heimatländer anzutreten. Auf die Buchung neuer Flugtickets, die laut Herner durch die finanzielle Unterstützung des PROMOS-Stipendiums möglich gewesen sei, folgte noch in derselben Nacht eine hastige Abreise. Es sei schade gewesen, dass die Unternehmungen der letzten Woche abgesagt werden mussten und ein richtiger Abschied nicht möglich gewesen sei. Dennoch sei die Entscheidung, die spannende Auslandsreise etwas früher zu beenden, die richtige gewesen. Aufgrund der schnellen Reaktion durch AIESEC kam Jeremias Herner wohlbehalten in Deutschland an, bevor zwei Tage später alle Rückflüge gecancelt wurden.