Wie gelingt digitale Teilhabe im Alter?

Prof. Dr. Walid Hafezi führte zu Beginn in die Thematik ein. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Robert Rempel stellte die Ergebnisse des Forschungsprojekts vor. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Prof. Dr. Walid Hafezi und Robert Rempel mit Praxispartnern und Mitwirkenden des Forschungsprojekts © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Im Rahmen ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit im Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain haben Prof. Dr. Walid Hafezi und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Robert Rempel drei Jahre lang das Thema digitale Teilhabe im Alter bearbeitet. „Aufgrund der Pandemie sind wir 2021 in einer sehr schwierigen Phase gestartet, sind nun aber so weit, Ihnen die Ergebnisse unserer Arbeit vorzustellen“, so Prof. Dr. Hafezi am Montagmittag vor geladenen Gästen am Campus Kurt-Schumacher-Ring. „Unser Dank geht in erster Linie an die Landeshauptstadt Wiesbaden sowie an unsere zahlreichen Praxispartner, mit denen wir sehr eng zusammengearbeitet haben – immer mit dem Ziel, am Ende etwas zurückzugeben. Danken möchte in diesem Zusammenhang natürlich ganz besonders unseren Mitwirkenden im Forschungsprozess.“

In seiner Vorstellung des Projekts „Alter und Technik im Kontext von Pflege und Bildung“ machte Prof. Dr. Hafezi deutlich, wie sehr sich das Thema Digitalisierung in der Lebensrealität älterer Menschen in einem Spannungsfeld zwischen Chance und Zumutung bewegt. Der digitale Wandel werfe daher auch ethische Fragen auf.

Robert Rempel stellte im Anschluss zentrale Ergebnisse der unterschiedlichen Projektphasen vor. Zwischen Oktober und Dezember 2022 etwa haben 19 vollstationäre Pflegeeinrichtungen in Wiesbaden an einem Online-Fragebogen zum Status der eigenen IT-Infrastruktur teilgenommen. So bewerten beispielsweise 63 Prozent der Häuser den gegenwärtigen Stellenwert digitaler Technik als hoch und sehr hoch (42 Prozent bzw. 21 Prozent), gleichzeitig gaben jedoch nur 53 Prozent der Einrichtungen an, über eine gute IT-Ausstattung zu verfügen. Als eine zentrale Herausforderung, unter anderem durch bislang ungelöste Finanzierungsprobleme, kristallisierte sich die flächendeckende Versorgung mit WLAN für die Bewohner:innen heraus.

Bedürfnisse älterer Menschen wiederum wurden in einer weiteren Projektphase eruiert. So führte Rempel beispielsweise Gruppendiskussionen zu Bildungsangeboten in der Bildungsarbeit mit älteren Menschen, aber auch in stationären Einrichtungen und dem Betreuten Wohnen. Die Gespräche hätten zum einen die Sorgen und Ängste im Umgang mit moderner Technik bzw. auch in der Notwendigkeit, diese durch zunehmende Digitalisierungsprozesse in fast allen Lebensbereichen nutzen zu müssen, zutage gefördert. Zum anderen wurden aber auch die Teilhabe-Chancen durch technische Hilfsmittel zum Ausdruck gebracht. Auch zahlreiche Wünsche in Bezug auf Bildungsangebote und politische Maßnahmen im Kontext von digitaler Teilhabe seien geäußert worden.

Menschen erstellen eigene Videos mit biografischen Bezügen

Im dritten und abschließenden Teil seines Vortrags präsentierte Robert Rempel Ergebnisse aus einem Workshop zu Digital Storytelling. Mithilfe des Instruments des digitalen Geschichtenerzählens – zur Anwendung gebracht mit Menschen aus dem Betreuten Wohnen – sind kurze Videos entstanden. Diese haben die Mitwirkenden im Forschungsprozess gemeinsam mit Rempel erstellt und erzählen darin, unterlegt unter anderem mit Bildmaterial und eigenen Zeichnungen, aus ihrem Leben. Die eigene Biografie soll auf diese Weise wertvoll und Teilhabe lebendig gehalten werden, so das Ziel des Teilprojekts, dem sich Rempel vertiefend im Rahmen seines Promotionsvorhabens widmet.

Im Anschluss bot sich den Anwesenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und die Ergebnisse miteinander zu diskutieren, bevor der frühe Nachmittag bei einem gemeinsamen Mittagessen ausklang.