Elektro- und Luftfahrttechnik

James Bond, Schneewittchensarg und Tütensuppen

© Cornelia Nitschinger

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Wer am Samstag, den 02. Dezember gegen 10:30 Uhr einen Blick in den großen Hörsaal am Campus Rüsselsheim geworfen hat, konnte rund 100 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren dabei beobachten, wie sie sehr konzentriert dem obengenannten Vortrag von Prof. Dr. Christian Kleinschmidt von der Phillips-Universität in Marburg lauschten.

 

Prof. Kleinschmidt hat nämlich, zusammen mit Kollegen der Justus-Liebig-Universität und verschiedenen Museen und Verbänden die Ausstellung „Made in Hessen“ konzipiert, die auch im Rüsselsheimer Industriemuseum als Mitmachausstellung zu finden ist. Aus diesem Grund war es für ihn auch ein Leichtes, einen Überblick über die interessantesten und ungewöhnlichsten Exponate und Produkte zu geben und sich den vielen Fragen und Anmerkungen seines jungen Auditoriums zu stellen. Diese haben sich sehr intensiv beteiligt und waren auch mit Eifer dabei, wenn es darum ging, anhand von Fotos oder alten Dokumenten zu erraten, was denn hier in Hessen erfunden wurde und wo es zum Einsatz kam.

 

Den Anfang im Vortrag bei den Erfindern und Tüftlern machte natürlich das Rüsselsheimer Urgestein Adam Opel, der mit seinen Nähmaschinen und Fahrrädern im dörflichen Umfeld seiner Heimat schon 1862 für Aufruhr sorgte und der sich später ganz auf die Produktion von Automobilen spezialisierte. Auf ihn folgten in loser Reihenfolge die Errungenschaften der Firmen Leica und Minox ab 1850, die die Welt der Fotografie und Bildapparate mit handlichen Fotoapparaten und Kleinstbild-, sog. Spionage-Kameras a lá „Agent 007“ revolutionierten.

 

Bei so viel Innovation durfte auch die Entwicklung der Werbung für neue Produkte nicht fehlen, die beispielsweise Justus von Liebig mit Sammelbildchen zu seinen energiespendenden Fleischextrakten (heute besser bekannt als „Tütensuppen“) auf den Markt und damit in aller Mund brachte. Ein bedeutendes Nebenprodukt seiner sehr internationalisierten Forschung war auch der Kunstdünger, der Missernten verhindern und die gesamteuropäische Ernährungssituation im 19. Jahrhundert entspannen half.

 

Nicht ganz so weltrettend, aber mit einem guten Gespür für Form und Funktion war die Firma Braun tätig, die im letzten Jahrhundert nicht einfach nur Elektro- und Küchengeräte erfand, sondern auch in ein modernes, bis heute bekanntes und unverkennbares Design „verpackte“ und so Dinge des täglichen Lebens zu Kunstgegenständen werden ließ.

 

Fehlen darf hier nicht, dass es auch einfach Rohmaterialien und Verarbeitungsmethoden in Hessen gab, die mit ihren Qualitätseigenschaften punkten konnten und deshalb ihren Weg durch die ganze Welt nahmen. Dazu gehörten natürlich auch der schwarze und braune Lahn-Marmor und gebrannte Keramik. Diese Materialien hatte Prof. Dr. Kleinschmidt auch als Exponate im Gepäck, die von allen Kinderuni-Kindern begutachtet und entsprechenden Gebrauchsgegenständen und Anwendungen zugeordnet werden konnten: z.B. als Schreibgarnitur in wohlbegüterten Haushalten der Jahrhundertwende oder als Wand- und Bodentäfelung im Empire State Building in New York oder, in heutiger Zeit, als Fliese in den olympischen Schwimmbecken aller Nationen dieser Welt.

 

Gesättigt mit derlei Informationen blieb noch ein echtes Hungergefühl und nach so viel geistigem Input trieb es die Nachwuchsstudierenden zunächst in die Mensa, um dann anschließend mit einem Bus der Stadtwerke ins Industriemuseum Rüsselsheim in die „Made-in-Hessen-Mitmachausstellung“ zu fahren und diese erkunden.

 

Dort wurden in zwei Gruppen noch mehr Erfindungen und ihr Weg von der Werkstatt in die Welt entdeckt und man durfte sich auch im Marketing üben. Hier lautete eine der Fragestellungen, wie denn ein Produkt aussehen muss, damit man es auch kaufen möchte. Hier durfte nach Herzenslust und mit viel Fantasie gebastelt und selbst Hand angelegt werden und die so gestalteten Verpackungen und Erfindungen begeisterten nicht nur die Teamer und Betreuer, sondern hätten auch das Herz eines jeden Produktgestalters höherschlagen lassen.